Gnfr d 27 – Octbr abgegag d 30t 1810
Während die Andern im Abendmahl sind – ich werde wegen meinem
Husten und andern Beschwerden erst morgen Vormittag gehn –
eile ich Dir mein guter Bruder für die erhaltnen 10 Thaler
courant den wärmsten Dank abzustatten – eben so für Wohl „Zwei Predigten am 22sten Julius und am 5ten August in der
Dreifaltigkeitskirche“ zu Berlin gesprochen von D.F.
Schleiermacher (1818), vgl. KGA III/4, S. 123-150
[Schließen]die mitgeschikten Predigten mit welchen Du mich recht angenehm überrascht hast –
freilich hatte ich sie mir schon bestelt weil ich auf
Predigten von dir sehr begierig bin und nichts von deinem
guten Vorhaben ahnden konte –
–
Du wirst solches aus meinem Brief an Henriette Schleiermacher
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Jetchen
ersehen haben den ich mit Madame
Richter an sie geschikt
– hoffentlich wirst Du mein
gütiger Wohlthäter den Spas mit dem Mützchen nicht übel
gedeutet haben der sich mit dieser günstigen
Gelegenheit am besten thun lies – möge das kleine Wesen dem es bestimt ist – zu
rechter Zeit recht wohl und heiter in die Welt hineingukken
und dein gutes Weib durch die gnädige
DurchHülfe des Herrn in kindlichen Vertraun auf
seine Gnade aufs neue gestärkt werden – und die | 14v alte Lotte
bald davon erfahren möge – wie alles steht – besonders auch
nächst dem Nahmen – ob der Vater selbst taufen wird – dis
lege ich dir an dein treues Bruder Herz –
wenn Du auch nicht selbst schreiben kanst so empfiel es
Anne (Nanny) Schleiermacher
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Nany
oder der Herz
– daß ich es gewiß ordentlich
erfahre und nicht erst
nachher. Wie mich jede Zeile und jedes Wort von Dir
erfreut brauche ich Dir nicht erst zu sagen – vorzüglich
deiner vielen Geschäfte wegen deren Wichtigkeit ich gewiß
nicht verkenne und dir Gottes Beystand und
Seegen als auch seine tröstende Nähe recht oft dazu erbitte
– Viel bin ich wegen deines neuen Geschäftes als Dekan
gefragt worden – ganz verstehe ichs nicht – stelle mir aber
ein Art Vorsteher oder OberAufseher der facultaet vor –
weil doch mehrere Professoren dieses in ihren facultäten
geworden wiewohl Du es gewiß auch in der phisolophischen
hättest werden können – –
Schleiermacher predigte laut Tageskalender in
Dresden am 16.9.1810.
[Schließen]Deine in Dresden gehaltne
Predigt hätte ich gerne gehört
– ob mir dieser Wunsch noch gewährt werden wird? – | 15 Um diesen Brief nicht noch ein
Blatt zuzufügen muß ich mich der Kürze befleißigen – und
dir sagen war mir in diesen Tagen geschehen ist – Dein mir
gütig zugeschiktes solte mir bis auf Weinachten
zum gewöhnlichen Leben reichen –
aber siehe – nachdem ich mir wegen der entsezlichen
Erhöhung des Caffées – 2 Pfund gekauft – 3 loth
The – und der Vorsteherin das Wäschgeld für die Zeit meines
Hierseyns gezahlt – – sehe ich daß mir grade auf 4 Wochen
nur knapp übrig bleibt – entschloß mich bald – die Vorstehern zu
bitten – die Kost bis Weinnachten stehen zu laßen weil mein
Schulgeld grade durchs Viertjahr so viel ausmacht – welches
sie mir aber mitten im quartal nicht gewähren konte – wie
wird mir doch Gott hier heraus helfen – – dachte
ich – kaum war ein Tag vorbey erscheint ein herzlicher
Brief vom Karl Schleiermacher
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Karl
der seit Johany nichts von sich hören lies – und mir 5 rthr
real Müntze von Deinetwegen schikt
Autorfußnote
(am linken Rand von Bl. 15, überlaufend auf den linken Rand von Bl. 15v)weil
der Gute wahrscheinlich in der idee steht daß ich so wie ichs erst glaubte
auszukomen – nur 20 Thr gut Geld von Dir
bekomme – ach wie ist es so ganz anders – besonders
wenn ich an Weinachten an den Apotheken Zettel denke –
da ich hier in
Gnadenfrey manches Faß(?) voll medicin
verschlukken muste – jezt pausire ich wieder – doch wie
lange wirds dauern
– ob er gleich selbst zu Anfang schreibt daß er gar
nichts von Berlin – auch nichts von Dein Besuch in
Dresden weiß
– – tief gerührt über die
sonderbare Fügung Gottes die ich als Gebets Erhörung
betrachte – nehme ich das Geld an – Du guter Mensch siehe
| 15v Du zu wie Du dich mit ihm abfindest – ich
wolte dich auf deine Anfrage ganz treuherzig bitten mir auf
Weinachten oder Neujahr etwas mehr zu schikken
sowohl wegen des Postgeldes – als mir etwas flanell für die
strenge Kälte zu kaufen – nun ist es so recht schön.
Aber bitte laß mich wißen – durch eine deiner Weiber ob du jenes dem Korn in
Breslau
gut geschrieben sonst muß ichs vorm JahresSchluß
hinschikken –
bitte grüß Alles auch die Kinder der Henriette Schleiermacher aus erster
Ehe
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Kinder
von
am linken Rand von Bl. 14
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Vgl. Brief
3533
von Joachim Christian Gass vom 4. 11. 1810.
[Schließen]In der Ordination die demselben Abend war – als ich Gass
gesprochen
sang ich in Bezug Deiner Aemter alle Segens-Verse –
für Dich mit Inigkeit –
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