d 1t. Sept. 10
Gaß war zum Mitglied der Kirchen- und
Schuldeputation in Breslau berufen worden.
[Schließen]Lieber Freund fast schon mit dem einen Fuß im Wagen muß
denn Uebermorgen Abend sezen wir uns
wirklich ein – muß ich Ihnen doch noch ein Paar
Worte schreiben Vgl. Brief
3455 und Brief
3484.
[Schließen]um Ihre beiden lieben freundlichen Briefe zu beantworten.
Sie haben uns erst viel Sorge gemacht theils durch das lange hartnäkige
Schweigen aus Pommern troz aller entgegengesezten
Versprechungen
dann durch Vgl. Brief
3455.
[Schließen]die ersten Nachrichten von Caecilie.
Vgl. Brief
3484.
[Schließen]Nun ist dafür alles desto schöner geworden und wir
freuen uns alle aufs herzlichste nicht nur über
Ihre glükliche Ankunft sondern auch darüber daß es
Ihnen in meiner lieben Vaterstadt so wohl
gefällt. Freundlich und gut sind die Schlesier eigentlich,
und wer ihnen mit einem solchen Sinn entgegenkommt wie Sie
dem muß es auf die Länge nothwendig gut unter Ihnen gehn.
Daß man in der Regierung und besonders in Ihrer Deputation noch nicht recht weiß was man
will ist sehr natürlich, weil die | allgemeinen
Principien und Maaßregeln von oben herab ihnen noch nicht
gegeben werden. Das hängt
aber so theils am Finanzministerium theils an der
P
über den ursprünglichen Text geschriebenSection
der allgemeinen Policei und kann deshalb vor der endlichen
definitiven Organisation an der man nun schon so lange
gedrukst hat nichts ordentliches nirgends geschehen. Diese erwartete man noch vor der Abreise des Friedrich Willhelm III.
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Königes
nach
Schlesien
nun ist sie aber wieder bis nach seiner Rükkunft
aufgeschoben.
Indem ich die Section zu entschuldigen suche spreche ich auf eine nähere
Weise als sonst für mich selbst mit. Ich bin nämlich zum
ordentlichen
Mitglied derselben ernannt worden aber nur des
öffentlichen Unterrichtes nicht des Cultus.
Vgl. Brief
3476.
[Schließen]Das Geld abgerechnet (ich bekomme nemlich 2000 R
wovon ich aber einen Gehülfen an der Kirche mit 300 R remunerire
und die wissenschaftliche Deputation, also
400 R abgebe) ist mir die Veränderung
nicht außerordenlich lieb und ich habe sie wirklich nur
angenommen,
dies auch Dohna und Humboldt erklärt in der
Hofnung es würde sich mit der Zeit finden daß ich
auch in den | Cultus käme.
Denn in der
Section des
öffentlichen Unterrichts konnte ich als Director der
wissenschaftlichen
Deputation immer auch mitwürken ohne die Fülle von
mechanischen Arbeiten zu haben, und eine
tüchtige Gehaltsverbesserung war man mir bei der
Universität doch schuldig.
Jezt bin ich besonders seit
Uhden auf einer Geschäftsreise abwesend war aufs äußerste beladen
gewesen und sehne mich nach der Ausspannung
welche mir die Reise nach Dresden giebt. Hernach wird es desto toller wieder angehn. Für den Winter habe ich in der Facultät
mit Sicherheit noch keinen andern Gehülfen als de
Wette,
Marheinecke
kommt zwar wahrscheinlich auch, aber wol erst gegen
Ostern.
Münscher hat uns
abgeschrieben, und ich habe nun (ganz unter uns gesagt) ganz von
weitem bei Vgl. wohl Brief
3497.
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Ammon angeklopft.
Schmidts und
Schleusners Absage haben Sie wol hier noch erlebt.
Sonst
ist nichts merkwürdiges und was Sie unmittelbar
interessiren könnte in dieser Sache vorgefallen. Mit meinen
Collegien geht es mir wunderlich. Ich mußte in den
Hundstagen Ferien machen weil die meisten sich aufs Reisen
eingerichtet hatten zu der Zeit wo ich eigentlich auch reisen
wollte. Schleiermachers Vorlesungen zur Geschichte der
Philosophie sowie zur Apostelgeschichte, vgl. A. Arndt u. W. Virmond:
„
Schleiermachers Briefwechsel (Verzeichnis)
“ (1992), S. 305.
[Schließen]Auf diese | Art bin ich mit der
Philosophie erst bis an die
Wiederherstellung der Wissenschaften
gekommen und habe von der
Apostelgeschichte erst 13 Kapitel
absolvirt. Nun verreise ich und habe hernach bis zur Eröfnung der Universität nur drei Wochen übrig und alle Hände voll
zu thun; wie das werden wird sehe ich noch nicht ab. Friedrich Schleiermacher: „Kurze Darstellung des
Theologischen Studiums“ (1811), vgl. KGA I/6, S. 243-446.
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Die Encyclopädie
ist auch noch nicht geschrieben
; der Lehrplan
hat mir alle Zeit genommen und wird noch mit Noth zur
lezten Sizung fertig. Sie werden doch nicht glauben, daß
ich faul gewesen bin; ich kann es mir wenigstens nicht
nachsagen.
Es handelt sich um die Leichenreden zum Tode der
Königin Luise, am 22.7. und 5. 8. 1810 gehalten, vgl. KGA III/4,
S. 123-150.
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Meine Predigten bei Gelegenheit des traurigen Todesfalls habe
ich auch müssen drukken lassen; sie sind aber nicht
werth daß ich sie Ihnen eigens zuschikke.
Die Anspielungen in der ersten scheinen fast von
niemand verstanden worden zu sein.
Joachim Christian Gaß: „Abschiedpredigt in der Marienkirche den 24. Juni 1810
gehalten“ (1810)
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Ihre Abschiedspredigt hat mir Ritschl
gebracht und sie hat mir große Freude gemacht in ihrer
einfachen klaren Herzlichkeit.
Nun leben Sie wol herzlich von uns Allen gegrüßt.
Wenn Sie mir von der Anwesenheit des Königs in
Breslau und in
Schlesien
überhaupt etwas merkwürdiges schreiben können
wird es mir sehr lieb sein.
In drei Wochen sind wir wieder zurük.
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