Lieber Schleiermacher! ich bin Humboldt gesprochen und schreibe dir in aller Eile – Ganz offenherzig, als wenn ichs nicht wære sprach ich mit ihm von dem Verhältniss der Naturphilosophie zur Physik, zu den Naturforschern, zur Universität in Berlin – drei Stunden lang, und es gelang mich, wenigstens dem Scheine nach zu begeistern – auch gegen Reil äusserte er sich so. Reil hat schon früher an Nicolovius geschrieben und meine Anstellung bestimmt gefordert. Er beruft sich auf dein Zeugniss. Unser Wunsch ist nun, dass du alles thun möchtest, doch, was Reil ausdrücklich wünscht ohne dich merken zu lassen, dass du weiss was hier vorgegangen ist. Ich weiss wohl, dass du dieses ohnehin thätest, ich bitte dich aber in Reils Nahmen, der nicht ruhen wird bis ich in Berlin bin – Zu meinem Glück war Klaproth hier und ich zeigte ihm die Sammlung, die durch mich geworden, und unterhielt mich mit ihm innerhalb seiner Grenze. Klaproth hat mir erzählt, dass er ihm unterwegs gesprochen hat, und dass er voll Verwunderung über meine empirische Kenntnisse sei – Der gute Mann! er hat wenig von mir gewust. | 51v
Reil
schreibt mir seinen Wunsch so eben und die
Post geht gleich – Er will durchaus, dass meine Vocation
gleich ausgefertigt werden soll, er will mir zu Michaelis in Berlin
wissen.
Ich muss schliessen. Die Post geht bald –
Vgl. Brief
3493.
[Schließen]Für deinen lezten Brief danke ich dich sehr – Manches ist hier geschehen, was mir den hiesigen
Aufenthalt doppelt schwer macht. Die arme Hanne
grämt sich im Stillem und duldet äusserlich auf eine
heldenmüthige Weise – es ist doch eine herrliche
Frau – Adieu
lieber Schleiermacher! ganz so viele Hofnung wie Reil
habe ich nicht.
Doch seine Gewalt und sein Durchgreifen, in seinem Fache
bedeutet wohl was, wo wohl wenige einen bestimmten Willen
haben.
Ich kann wahrhaftig nicht einmahl ein Brief frankiren.
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