Stettin den 30ten August 10.

Liebster Schleiermacher.

Gestern bei guter Zeit sind wir sämtlich wohlbehalten hier angekommen, und du magst aus meinem schnellen Schreiben schon den Schluß ziehen, wie sehr ich durch das  in Teplitz  [Schließen]Bad gebessert worden bin, daß ich unsern Dank für alle Eure Liebe nicht länger aufschiebe;  Vgl. Brief.  [Schließen] allein so herzlich und unauslöschlich er auch ist, so hätte er mich doch heute früh schwerlich schon zu diesem Briefe gebracht, wenn mir nicht gestern eingefallen wäre, daß es doch vielleicht nicht ganz unnütz seyn möchte, wenn ich meine Gedanken über den naturwissenschaftlichen Unterricht der Deputation vorlegte und daß dieß noch wohl angehen könnte, da Eure Vorschläge zum Lectionsplan doch wohl nicht vor deiner Rückkehr abgegeben werden. Wenn du hierin mit mir einerlei Meinung bist;  Vgl. Brief 3490. [Schließen] so bitte ich dich, mir noch vor deiner Abreise meinen Brief aus Teplitz an dich zuzuschicken, weil ich darin ziemlich alles angegeben zu haben glaube, was ich darüber denke, und weil er mir also die Ausarbeitung, die fast nur eine Erläuterung oder Motivirung der darin aufgestellten Vorschläge enthalten würde, durch die Erinnerung an meinem damaligen Gedankengang, erleichtern könnte. Ich verlange  | 7v dabei kein geschriebenes Wort von dir außer der Aufschrift, die du auch von einer  Gemeint sind Schleiermachers Halbschwester Anne (Nanny) Schleiermacher und seine Frau Henriette Schleiermacher. [Schließen]deiner beiden Damen kannst machen lassen, wenn ihnen die Zeit vor der Reise nicht noch kürzer ist, als dir: sehr gern würde ich es sehen, wenn du  Es handelt sich um die Leichenreden zum Tode der Königin Luise, am 22.7. und 5. 8. 1810 gehalten, vgl. KGA III/4, S. 123-150. [Schließen]die beiden Leichenreden mir dabei einsiegeltest. Ich hoffe, daß du bei deiner Rückkunft meinen Aufsatz vorfinden sollst; wenigstens werde ich mein Möglichstes thun. Reiset recht froh und glücklich und grüßt in Dresden die Gallerie , das Antiken-Kabinet und die   Sammlung von Gipsabgüssen aus dem Nachlass des Malers Anton Raphael Mengs in der Dresdner Gemäldegalerie.  [Schließen] meng' schen Abgüsse von Eurem

treuen Bartoldy.

Es brennt mir zwar sehr auf den Nägeln; doch mag ich mich nicht den Vorwürfen meiner Frau darüber aussetzen, daß ich sie nicht besonders empfohlen, und in ihrem Nahmen Euch tausendmahl mehr gedankt hätte, als in dem meinen.

Zitierhinweis

3499: Von Georg Wilhelm Bartholdy. Stettin, Donnerstag, 30. 8. 1810, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007328 (Stand: 26.7.2022)

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