Sektion des Kultus und des öffentlichen Unterrichts, es geht um ein Stellenangebot an der Königsberger Universität, vgl. Brief 3468. [Schließen]Daß ich Ihnen und der Section p so spät antworte, lieber Freund, daran bin ich nicht Schuld. Ich bin von meiner Regierung, wozu wohl mit die Ankunft der  Karoline Luise von Sachsen-Weimar-Eisenach, zweite Frau des Erbprinzen Friedrich Ludwig Herzog zu Mecklenburg-Schwerin  [Schließen] Erbprinzessin Veranlassung gegeben hat, erst spät, nämlich gestern erst beschieden worden.

Was ich erwartete, ist geschehen. Für Michaelis ist mir die Dimission rund abgeschlagen worden, worüber ich billiger Weise mich gar nicht beschweren kann. Uebrigens äußert man sich auf eine sehr verbindliche Weise gegen mich und wünscht, ich möge den Ruf ablehnen. Allein die Versprechungen welche man mir macht, sind, was die Größe der Entschädigung und die Zeit, von welcher an man sie mir geben will, betrifft, so unbestimmt, daß ich darauf mich gar nicht einlassen kann.

Ob man mir für Ostern die Entlassung bewilligen werde, darüber hat man sich nicht erklärt; doch zweifle ich  Vom Hg. korrigiert. kei | 28v keinen Augenblick daran. Uebrigens wird nun noch ein Schreiben an die hiesige Regierung nöthig, auf welches ich eine Antwort abwarten muß. Unterdessen schreibe ich mit der heutigen Post auch an die Section p und ersuche diese, mir zu meiner endlichen Erklärung noch einige Wochen Frist zu verstatten.

Die Abgeschiedenheit Königsbergs kommt doch auch in literarischer Hinsicht in einige Betrachtung; mehr freylich aber in Hinsicht auf die Freunde, denen ich, über hundert Meilen von ihnen entfernt, wohl auf ewig Lebewohl sagen müßte. Wäre das nicht, ich würde viel unbedenklicher zugreifen. Ich weiß, wie mir zu Muthe war, als ich hier nach Rostock kam, wo ich doch, bey der weit geringern Entfernung, viel leichter auf das Glück des Wiedersehens rechnen konnte. Vor  | 29 den ersten Monathen in Königsberg graut mir.

Wie ein so besonnener Erklärer des Plato , wie Sie, zu der kühnen auf ein Paar unschuldige Worte gegründeten Conjectur meiner Verheirathung komme, begreife ich kaum. Freylich will verlauten, daß Sie ein wenig kühn auch mit dem Paulinischen Briefe umgegangen sind! Lieber Schleiermacher, wenn es dazu je kommt, daß ich mich verheirathe, so werde ich darüber keine geheimnißvolle Worte, als Vorläufer, an Sie abschicken, sondern gleich mein freudiges Herz vor Ihnen überfließen lassen. Da es übrigens nur ein Weib seyn wird, von deren wahrer Liebe ich überzeugt bin, so würde sie selbst nach Nowaja Semlja , geschweige denn nach Königsberg mir folgen.

Ihre Aeußerungen über Münchow’s Angelegenheit haben mir eine theure Hoffnung zerstört. So, wie Sie sich jetzt erklären, konnte ich  wohl Brief 3442  [Schließen]Ihren frühern Brief nicht verstehen, wie Sie mir selbst zugeben werden, wenn ich Ihnen den passus concernens einst mittheilen werde.  | 29v Denn jetzt kann ich den Brief nicht gleich finden und habe keine Zeit, darnach zu suchen.

Schreiben Sie mir bald wieder, lieber Freund, und theilen Sie mir auch etwas über den Eindruck mit, welche der bedauernswürdige Tod der Königin auf den König und die Berliner gemacht hat. – Bey der Section haben sich Geschwüre in der Lunge gefunden und, was ich aus einem Privatbriefe weiß, ein Polype am Herzen.

Münchow wünscht freylich in Berlin angestellt zu werden, daß aber dieser Ort eine conditio sine qua non sey, hat er mir nie gesagt.

Nun an die Section p hin, und daher Ihnen für dießmahl ein freundliches Adiu und den Ihrigen Allen viel freundliche Grüße.

Konopak.

R. den 29. Jul. 1810.

Zitierhinweis

3469: Von Christian Gottlieb Konopak. Rostock, Sonntag, 29. 7. 1810, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007298 (Stand: 26.7.2022)

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