Gießen den 10n Jul 1810.

 Vgl. Brief 3452. [Schließen]Ich bin nicht genug unterrichtet, verehrtester Freund! um Ihrem Wunsch ganz entsprechen zu können. Indessen theile ich Ihnen meine Notizen und Ansichten mit.

Warum übergehen Sie Vatern ? Ich kenne denselben blos als Schriftsteller, und wünsche sehr, daß derselbe sich mehr der Kirchengeschichte widmen möge. Sein  Johann Severin Vater: „Commentar über den Pentateuch“ (1802-1805) [Schließen] Commentar über den Pentateuch gibt mir diesen Wunsch ein. Dürfte nicht auch  Johannes Alois Martyni-Laguna [Schließen] Martini in Rücksicht kommen? Doch ist mir auch dieser blos als Schriftsteller bekannt.

 Sachanmerkung:

Schleusner ... fernere Freundschaft] 
Vgl. Brief 3452.

Aber ... Verdienst bleiben.] Anspielung auf Wilhelm Martin Leberecht de Wettes Werk „Kritik der Israelitischen Geschichte“ (1807)
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Schleusner altert, wie Sie schon gesagt haben. Die beyden Heidelberger kenne ich weder persönlich noch aus Briefen. Glänzende Lehrgaben besitzen sie, nach den hier herrschenden Urtheilen, nicht. Schwarz wird Ihnen jedoch hierüber sicherer Nachrichten geben können. De Wette wäre mir für die Kirchengeschichte der liebste. In wiefern er schon in diesem Felde gearbeitet hat, weiß ich zwar nicht. Aber seine Kritik, wenn sie  | 3v erst das ihr noch anklebende mistrauische Wesen abgelegt hat, würde, auf die Kirchengeschichte angewendet, gewiß nicht ohne Verdienst bleiben. Zu Marheinecke möchte ich jetzt am wenigsten rathen. Er scheint schon eine ganz gute Meinung von sich zu haben; würde, nach Berlin versetzt, schon zu seyn glauben, was er noch nicht ist, wohl aber werden kann, – und dadurch in seiner Ausbildung aufgehalten werden. Auch muß ich anführen, daß, nachdem er schon in Heidelberg angestellt war, man doch noch in Karlsruhe damit umgegangen ist, noch einen andern Lehrer für das Fach der Kirchengeschichte anzustellen. Meinen Nachbar Münscher kenne ich aus eigenem Umgange nur wenig. Aber versichern kann ich, daß er als Docent vielen Beyfall hat, daß ihn seine Zuhörer und seine Collegen lieben und achten. Er ist gegenwärtig sehr mit ConsistorialArbeiten überhäuft, und auch dies möchte beytragen können, ihn zur Annahme eines Rufs in's Ausland zu be | 4stimmen. Wünschen Sie seinetwegen nähere Nachrichten, so bin ich sehr bereit, Ihnen solche zu verschaffen. Dies in Eile. Ich bitte um Ihre fernere Freundschaft

der Ihrigste Schmidt.

Zitierhinweis

3461: Von Johann Ernst Christian Schmidt. Gießen, Dienstag, 10. 7. 1810, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007290 (Stand: 26.7.2022)

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