Berlin, 4. Dec. 09.

An Schleiermacher.

Sie haben einen schlimmen Gläubiger für Ihre Schulden, mein lieber Schleiermacher, besonders hier in Berlin, wo man im Kreise Ihrer Lieben so oft an Sie erinnert wird, und zur schöneren Erweckung des eignen Lebens Sie nahe wünscht. Doch vielleicht ist schon eine freundliche Erwiederung von Ihnen für mich in meinem Vaterlande, und Sie wusten nicht, daß ich jezt in Berlin sey.

Ich fühle, daß ich meine Bestellung bey Ihnen scherzend abmache. Zeit und Kraft waren verronnen, und dann findet der Mensch eine Selbsterhaltung im Parodiren seines eigenen Unvermögens.

Ich bitte Sie noch um einige Beiträge für ein dichterisches Neujahrgeschenk. Es besteht aus vollendetern dichterischen Arbeiten als Sie von mir kennen:  Es handelt sich um die von Erichson herausgegebene Sammlung: „Griechischer Blumenkranz: eine Auswahl aus der lyrischen Poesie der Griechen; in Übersetzungen; mit hinzugefügtem griechischen Text, einem Anhange, eigene Gedichte vom Herausgeber enthaltend und vier Umrissen“ (1810). Mit Bartholdy ist wohl der Griechenlandkenner Jakob Ludwig Salomo Bartholdy gemeint. [Schließen] Bartholdi liefert Dichtungen der Neugriechen. Einzelne schöne Blumen versprech’ ich mir noch von andern Freunden. Doch wollen Sie nicht durch Aufschub Ihren Gaben den Werth für Ihren Freund nehmen!

Erichson.

Zitierhinweis

3370: Von Johann Erichson. Berlin, Montag, 4.12.1809 , ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007199 (Stand: 26.7.2022)

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