Hab d 13 Nov 1809
Morgen über 8 Tage ist Dein Geburtstag mein Bester. Da wolte ich gern
wie gewöhnlich Worte haben die nur einigermaßen mein Gefühl
ausdrüken – nicht nur meine guten Wünsche für
dein wahres Wohlergehn in des Herzens Tiefe für das
Wachsthum deines großen Glükes als Gatte als Vater – Wünsche
für das Gedeihen deiner Geschäfte – daß sie Frucht und
Seegen bringen im Inern und Aeußern – Auch meine Sehnsucht
möchte ich dir darstellen recht aus der Fülle meines
begehrlichen Herzens – wie ich längst schon an diesen mir
so festlichen Tag denke – der für mich so reich an
wichtigen und frohen Gegenständen ist – ach daß ich ihn in
eurem Creis verleben könte – die guten freundlichen
Menschen sehen die ihn mit feiern helfen – O wie Viele der
Treflichsten in Süd und Norden sind überall
zerstreut die diesen frohen Tag mit mir, entfernt von Dir, mit
wahrer Theilnahme begehen – Persönlich kenne ich die
Wenigsten – durch dich Viele – Andre die dich durch deine
Schriften blos kennen und
ehren, würden sich freuen – wenn sie es wüsten – – ! –
Das süßeste Wonnegefühl ist wohl in
Henriette Schleiermacher
[Schließen]
Jettens
Armen – und in den lieblichen Blikken der kleinen
Unschuldigen wie wird das Vatergestamle dir so wohl thun –
wenn es auch nicht deine Kinder – sind sie doch Jettens
– und heilige Pfänder von Willich
, Deinem Freund – der
wenn dis möglich, dir, heute segnend
und bittend zuruft – sie zu guten Menschen zu erziehen – Gott schenke dir
Gesundheit und gebe dir was dir nötig ist | 11v das
auszuführen was in deine Hände gegeben ist –
könt ich wie in Schmiedeberg
Karl und Friederike Schleiermacher
[Schließen]mit Karln
und Frize
– einige solche momente in Euren Armen umschlungen haben
– sie
wären mir viel werth – Gott wie wolte ich sie bei Euch und mit Euch
auskosten – denn die Kleinen zwischen Uns die so hold und
doch auch so verständig uns anlachen würden – Wie ganz eigen wird mir's doch
auf den Dienstag seyn – Vorm Jahre stand dis schöne Verein
zwar schon die in den lieblichsten Farben vor deiner Seele
– aber haben und genießen – ist doch was andres wie die
Vorstellung! Noch einmahl weise ich dich hin auf
den Reichthum von Freunden, Verehrern und Bekanten – ich spreche
hier nicht von Bänkelsizern und Figuranten – die
freilich wohl auch an
diesem Tage ihre Rechte behaupten werden – die Rede ist
blos von den Freunden deines Geschlechtes und einen ganz
kleinen Creis von Weibern – die Rügenschen sind dir
nun meist Alle verwandt –
nur nicht Pistorius – aber ist sie nicht leidend –
die Gute – und haben nicht solche besonders
Ansprüche auf deine Liebe! die Trefliche – ich habe ihr
kürzlich einen sehr langen Brief geschrieben – und auch an
Luise von Willich
[Schließen]
Louisen
– ob Ihr wohl ihre Zeilen gelesen habt? sie
waren sehr in der tiefsten Wehmuth geschrieben – aber
lauter Liebe athmend, zu mir, zu der sie sich so sehr
hingezogen fühlt – wie recht Schwesterlich sie mich schon
in der Aufschrift begrüßt – und erst im Briefe selbst – und
wie fromm wenn schon | 12 etwas schwärmerisch
– und wie sehnsuchtsvoll nach Oben blikkend wo Willich ist –!
Siehe mein Lieber – alle diese wohlthuenden behaglichen
Gefühle – diese vertrauende Liebe – die mich so
im tiefsten meines Wesens erquikt und erfreut –
wem verdanke ich sie diese Achtung so vieler treflichen Menschen
als dir – du Guter du Einziger – und was hast du
mir diesen Herbst nicht für Freuden so manichfacher Art
gegeben – –
hast mir 3
Henriette Schleiermacher, ihre Tochter Henriette von Willich und Henriette Herz
[Schließen]Jetten zugeführt – die dir jede besonders aber doch Alle
dir gehören – früher und später dein wurden und nun auch,
mein, sind
– hast mir meine
Anne (Nanny) Schleiermacher
[Schließen]
Nany
gebracht – die so viel geworden ist in jeder
Absicht – wie wird sie helfen dein Fest zu schmüken wie
wird sie den The doppelt stark und süß machen – beßer als bei unsern parthien
– ach für den Genuß an der schönen erhabnen Natur aller
Orten – wie jezt im Geist den wärmsten Händedruk – und ein Gott
segne dich besonders auch dafür – mein Bester
Streitsüchtiger – in der schönsten Schattirung stehen sie
noch Alle vor mir die treflichen Gegenden und
Standpunkte die wir durchwanderten – von welchen wir die
herrlichsten Aussichten hatten – das Weistrizer Thal
steht freilich im Schatten mit allen den
Unvolkomenheiten des vergeblichen steigens und
wartens – Bild des menschlichen Lebens! Damit wir doch nicht zu viel
Licht hatten – partie honteuse – nante ich es –! doch weit
schlimer,
daß die | 12v guten
Jetten
in Fuerstensteien
geprellt sind!
– Der guten Nany sage
den herzlichsten Dank für ihren lieben Brief den ich
nächstens beantworten werde – – woher es aber komt – daß das
Kästchen mit den Sachen –
von Schmiedeberg aus noch nicht zu Euch gelangt ist – begreife ich nicht,
da ich es 8 Tage nach deiner Abreise dorthin geschikt habe
– es waren einge Kleinigkeiten für die Kinder mit – übrigens thut mir das doppelte
Postgeld sehr leid was darum verschwendet wird – Unsre
Briefe haben sich wahrscheinlich begegnet – An Jetchen schreibe ich dismahl nicht
besonders – aber ich umarme Euch Beide mit einem eignen
zärtlichen Gefühl – seid glüklich – behaltet lieb
Eure
am linken Rand von Bl. 12
[Schließen]Viele Grüße von der Seidliz
– auch von den Kindern an die Eurigen –
Juliane Elisabeth von
Prittwitz
[Schließen]
Lisette
hat mir noch kürzlich viel gutes an dich
aufgetragen
am linken Rand von Bl. 11
[Schließen]Deine Loosung steht
Jesaias 46 – 10
– der Text.
2. Corinth. 11 – 28
– sehr merkwürdig
Zitierhinweis
Download