am oberen Rand von Bl. 8v [Schließen]d 19t

 Zur schnellen Abreise von Henriette Schleiermacher und der Krankheit ihrer Kinder vgl. Brief 3349.  [Schließen]seit wir in Gnadenfrey angekommen – Du die Schaar der Kinder sahst – ergrif zarte Sehnsucht – immer heißeres Verlangen die Kleinen um Dich zu haben Dein schwellend Herz – und wie muste die trübe Nachricht – auf die schon leise Verwundete stürmen – O liebe Jette, ich sage noch Heute, Du hättest nicht bleiben können – gehen müßen – wenn auch alles gut war und Du für Dein Zagen und Weinen tausendfach belohnt würdest – und durch den Anblik der muntern Geschöpfe aufs neue gestärkt würdest, im kindlichen Glauben und Vertrauen zu der ewig beglükenden und beseeligenden Liebe – in welchem Sinn Ihr Euch Beide, gegenseitig beim Genuß des Abendmahls aufs  | 8v neue verbündete werdet; viel bin ich Heute im Geist mit Euch und reiche zu diesem Heiligen Verein meine Hand Euch hin – schon viel habe ich darüber getrauert daß es wohl selten so treffen mag, daß wir zu gleicher Zeit diese wichtige Handlung begehen – Doch wäre es lieblich wenn Du theure Schwester mir es andeutest so bald du es selber weist – bei Uns ist es immer 2 Tage hintereinander weil sie in den Familien Häusern sich ablösen müßen – künftiges mahl den 28 und 29ten dieses – den  den 4.10.1809 [Schließen]Tag Eurer Abreise war es Abends ich gieng aber erst den andern Vormittag – mit einem ganz eignen  | 9 Gefühl – welches Dem am besten bekant – der mich so wunderbar bereitet – der Herzens Kündiger, der sich am besten in das verschlungenste Gewebe meines ganzen Wesens versteht!!! Die versprochnen abgeschriebnen Sachen wirst du liebe Schwester gewiß erhalten und auch du guter Bruder, nur bin ich jezt wieder aus allem äußern wirken mit Gnadenfrey, da wir hier Preußische Einquartirung haben seit jenem schnellen Ersehn mit dir lieber Friz, war ich noch nicht wieder dort – – Den Abend konte ich an weiter nichts denken, als mich etwas zu erheitern – – zur Krebs zu wandern – wo ich unser ganzes schönes Zusammenseyn erzählte  | 9v dort zu Abend aß und schlief – mit den guten Menschen frühstükte, und sie erst gegen 9 uhr verließ – die Bertram bedauerte sehr, daß sie dich nur einmahl, und als es schon dunkel war gesehen – um Deinen Blik sich ganz vergegenwärtigen zu können – sie hoft stark es noch zu erleben, daß du einmahl in Breslau besuchst – die Forrestier die so viel Freude über Jetchens Bekantschaft hatte – war fast untröstlich Dich nicht gesehn und gesprochen zu haben – und noch mehr und ernstlicher oder inniger war wohl dis Bedauern von Seiten der guten Pritviz – die dich recht herzlich grüßt!!! bitte  Anne (Nanny) Schleiermacher [Schließen] Nany und Herz zu grüßen, lezterer für ihre lieben Zeilen zu danken – und  am linken Rand [Schließen]ihr zu sagen, daß schon eine Epistel an sie angefangen von Lotten.

Zitierhinweis

3355: Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher (auch an Henriette Schleiermacher). Donnerstag, 19.10.1809, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007184 (Stand: 26.7.2022)

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