Herrn / Doctor Schleiermacher / Bey dem Herrn Prä/positus Schlichtekrull / in Poseritz / auf Rügen, / abzugeben. [Autorfußnote Bl. 21v]

Stralsund der 26ste May 1809.

Meine ersten Geschäffte, lieber Schleiermacher, sind abgemacht, d.h. ich bin bey  Bernhard Cummerow [Schließen] Kumroh , bey der  gemeint ist wohl die in Stralsund wohnende alte Tante des verstorbenen Ehrenfried von Willich [Schließen] Willich und, einer neuen Policeyverfügung zufolge, beym Policeypräsidenten und im Bureau des Platzcommandanten gewesen. Kummroh fand ich nicht zu Hause, sondern mußte aufs Bureau. Die letzte Berliner Post ist gekommen, die vorletzte aber allerdings ausgeblieben, er wußte nicht warum? Auch er sagte, man sage, daß mit Geld abgeschickte Wagen zurückgekehrt seyen; gewiß sey es, daß gestern Geld nach Stettin abgegangen sey. Schill ist, wie ich von einem Bekannten eben höre, welcher heute von Rostock hergekommen ist, (gestern von da abgegangen) nicht in Rostock gewesen, wohl aber dort erwartet worden. Aber in Dömitz ist er gewesen – und hat auch dort eine Besatzung zurück gelassen. Dies ist mir auch durch den Mecklenburgischen Hauptmann – von Kamptz versichert worden, welcher behauptet, daß er diese Richtung, um sich zu retten, mit seinem Corps genommen habe.  Vgl. Altonaischer Mercuirius 1809, Nr. 78 (16.5.), S. 1390: „Schreiben aus Cassel, vom 10 May. [...] Man will hier wissen, daß der Major Schill von unsern ihm entgegengeschickten Truppen wo nicht schon umzingelt sey, ihnen doch schwerlich entgehen werde.“ S. 1386–1388 (Proklamation Erzherzog Maximilians zur Verteidigung von Wien, Bau von Verschanzungen). Der Aufruf an die Bevölkerung (vom 5. Mai 1809) ist abgedruckt in Lüders, Ludwig (Hg.): „Oesterreichs Kriegsgeschichte im Jahre 1809“, Band 2: Der Kampf auf Leben und Tod (1810), S. 82 f.  [Schließen](Der Altonaische Merkur sagt in einem Blatte, das ich so eben gelesen habe, in einer Nachrichten vom 11ten, Schill | 20v werde bald umzingelt seyn. – Von einer Landung der Engländer bey Hamburg weiß keine Seele etwas. – Ein schwedisches Schiff liegt hier vor Stralsund . Es hat einige schwedische Officiers gebracht, von welchen der eine zu Napoleon will, die andern hier Geschäffte haben. – Von einem Abmarsche der Mecklenburgischen Truppen ist hier alles still und der Hauptmann von Kamptz versicherte nicht zu wissen, warum die auf Rügen zerstreut gewesenen in Bergen seyen versammelt worden. –  Nach dem Altonaischen Merkur hat der Erzherzog Maximilian die Einwohner Berlin Wiens den 6ten dieses durch eine Proclamation aufgefordert, die Residenz zu vertheidigen, falls ein feindliches Corps hinein zu dringen versuchen sollte. Auch arbeiten nach eben dieser Zeitung 15000 Mann an Verschanzungen rings um Wien. – Sehen Sie da, lieber Schleiermacher, mehrere Nachrichten! Viel Tröstliches finde ich nicht darin. – vielleicht der Brief 3254 an Gaß [Schließen] Ihren Brief nach Berlin habe ich dem Postcontrolleur selbst eingehändigt  | 21 und 9 sch.(?) dafür bezahlt, ein sch.(?) also für meine Bemühung profitirt.

Sie sollen bald aus Rostock von mir hören. Heute breche ich ab und sage Ihnen herzliches Lebewohl und trage Ihnen viele freundliche Grüße  Henriette von Willich, Schleiermachers Braut, deren Tochter und Sohn Henriette und Ehrenfried von Willich sowie Anne (Nanny) Schleiermacher und Henriette Herz [Schließen] an Ihre beiden Jetten Ihren Ehrenfried, Ihre Nanny, die Herz auf. Haben Sie noch Gelegenheit auch noch Andern lieben Menschen, die ich in Rügen kennen gelernt habe, Grüße zu  Textverlusst durch Siegelabriss [Schließen]bestel[llen] so thun Sie es ja! Von  Textverlusst durch Siegelabriss [Schließen]Her[zen] der Ihrige

CGK.

Zitierhinweis

3260: Von Christian Gottlieb Konopak. Stralsund, Freitag, 26.5.1809, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007089 (Stand: 26.7.2022)

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