Königsberg, den 23. Mai, 1809.
Vgl. Brief
3224.
[Schließen]Sie müssen mir verzeihen, wenn ich Ihren Brief vom 26.
vorigen Monats
spät und kurz beantworte. Zu beidem zwingt mich meine Lage hier, und
der Umfang meiner Geschäfte, zu denen ich hier noch mit weniger Hülfe, als in
Berlin versehen bin.
Schleiermacher ließ über Friedrich Heinrich
Christian
Schwarz
den Theologen Johann Ernst Christian Schmidt aus Gießen
anfragen, ob er eine Professur in Berlin annehmen würde. Schmidt
bekundete sein Interesse, nahm die Stelle aber schließlich nicht an,
vgl. Brief
3186.
[Schließen]Mit den Nachrichten über Schmidt bin ich
sehr zufrieden. Auf einen so unbestimmten Antrag ließ sich fürs erste
nicht mehr erwarten, und die jetzige politische
Lage Deutschlands trägt vielleicht auch dazu bei, uns den
Mann zu gewinnen. Alles hängt jetzt davon ab, ob und wie man ihn
berufen kann!
Daran nun arbeite ich mit Nachdruck. Ich bin, wie Sie wissen, immer, obgleich nur bedingt, weil man Halle verloren hat, für die Berliner Universität. Ich habe auch hier nicht eigentlich Widerstand gefunden. Wo findet man jetzt Widerstand? Aber die Universität fordert Mittel, und ohne das(?) bedeutende und sichre fange ich nichts an, und daran arbeite ich. Darum mußte ich warten, das Terrain erforschen, den Moment wählen. Jetzt ist die Sache in Gang gesetzt, wie ich sicher vertraue, auf eine Weise, die das Gelingen in hohem Grade sichert, allein die Entscheidung ist noch nicht da, ich kann also über den Erfolg nichts sagen, und bitte Sie herzlich, auch das Bisherige als im strengsten Vertrauen eröfnet anzusehen.
Der Gedanke wegen der WittwenCasse scheint mir sehr zweckmäßig, und soll gewiß beherzigt werden.
Wird dieser Brief Sie noch in Berlin finden? Ich zweifle fast. Empfehlen Sie mich der Herz tausendmal! Mit inniger Freundschaft Ihr
H. | 1v
Noch, mein Bester, muß
ich Sie um eine Sache bitten. Es sind hier zwei theologische Professuren, neu
fundirt, zu besetzen, eine ordentliche für die ich
Augusti zu berufen denke, und eine außerordentliche mit 600 r.
Gehalt. Erzeigen Sie mir die Freundschaft mir, wenn Sie in Berlin
sind,
mit umgehender Post, sonst baldmöglichst zu sagen, wen Sie
dazu vorschlagen möchten. Wir wissen hier
keinen, der uns gefiele oder für diese Besoldung käme. Ich
empfehle Ihnen dies recht dringend.
am linken Rand von Bl. 1
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Nicolovius und
Süvern
sind sehr brave Menschen und Ihr Umgang in und außer
den Geschäften macht mir sehr viel Freude.
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