Lieber Freund! ich muss wohl eilen dir zu schreiben, wenn der Brief dich
treffen soll. Vgl. Brief
3147.
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Ich habe
von Blanc – der in diesen Tagen nach
Dresden
gereist ist, wo
er bis Ende April bleibt, erfahren, dass du bald nach Rügen
reist.
Wie innig wünschen wir dich alle zu deiner Abreise Glück. Ich darf
behaupten, dass die Liebe dir manches in einem hellern Licht
zeigen wird, wenn du gleich nicht zu denen gehörst, die den
Muth verlieren. Wenn du zurückkommst wird uns beiden Berlin wichtiger sein, als
jemals. Denn die
Vereinigung einiger Familien, die sich in sich und unter
sich lieben bilden doch den heitersten Kreis im Leben –
Lieber! wie wir dich alle Glück und Segen wünschen, wie
innig wir uns freuen würden, wenn wir dein Glück theilen
könnten, dass weiss du wohl –
Ich und Johanna Steffens
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Hanne
befinden uns sehr wohl,
und die
Kinder so lustig,
selbst
Clara Steffens
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Clærchen
so schön geworden, dass es uns innerlich ergözt. Dabei leben
wir jetzt in Jubel und Freude, weil die Lieben alle bei uns
sind, und es fehlt uns in der That nichts als eine
Kleinigkeit, nemlich Geld. Ich habe mich aber durchaus
nicht darüber grämen können, dass das dumme Verhältniss in Cassel aufgehoben ist. Es war doch ein hohler Boden und
höchst unsichre Lage. Auch geht nichts über das liebevolle
und enge Anschliessen | 39v in so trüben Zeiten.
Henrich Steffens: „Geognostisch-geologische
Aufsätze“ (1810); ders.: „Ueber die Idee der Universitäten“
(1809)
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Zwei Schriften – meine geognostische –
20 Bogen stark, und die Idee
der Universitäten, werden nun wirklich
erscheinen.
Ich bitte dich, dass du dich bei Reimers erkundigst, wie viel ich
wohl von ihm zur Messe erwarten dürfte, und wie
wir überhaupt stehen. Die Idee der Universitäten,
wird 10 Bogen in klein octav
betragen. Das Manuscript ist fast fertig, und der Druk ist
angefangen. Ich bin mit der Ausarbeitung ziemlich
zufrieden, und es sollte mir lieb sein, wenn sie
dir gefielen – Da Schwetsche
zu erfahren wünscht, was, und wieviel ich ihm an Reimers anweisen
durfte, so wære es mir lieb ein Paar Zeilen mit
der næchsten Post zu erhalten.
Überhaupt wünschen wir alle
etwas von dir zu erfahren, ehe du wegreisest. Du
gehörst so ganz uns zu, und bist so innig unserm schönen Kreise
einverleibt, dass wir nicht leicht zusammen [sind], ohne deiner zu
erwæhnen, und dich in unsere Mitte zu wünschen –
Gemeint ist der gemeinsame Hausstand in Halle
1807 währernd der französischen Besatzung.
[Schließen]Ich habe vielleicht niemals so anhaltend
gearbeitet, wie in dieser Zeit. Meine Bücher dictire ich, was meiner redenden Natur
mehr anspricht, und | 40 die Abende
bekommen mir, nach einer in Anstrengung
zugebrachten Tage sehr wohl. Dabei wächst Muth, Zuversicht
und Hofnung, und der Frühling erweckt die schönsten
Aussichten für alles, was wir wünschen. Glaube nicht die
unwichtigen Zeilen, die in einer trüben Stunde
hingeschrieben wurden. Zwar das Benehmen einiger, hatte
mich wirklich empört – Aber war das nicht zu erwarten? und
soll, was das Gute bewirken will, nicht über jede
Schlechtigkeit erhaben sein.
Es handelt sich um die Predigt „Ueber das rechte Verhältnis eines Christen zur
Obrigkeit“ (1809), KGA III/4, S. 3-15, vgl. Brief
3082.
[Schließen]Deine Rede habe ich erhalten, und wir haben sie mit vieler Freude
gelesen. Es war mir sehr lieb über einen Gegenstand, den man immer,
man kann es wohl sagen, umgieng – wenigstens nie den wahren
innern Kern berührte, klare und bestimmte Worte zu
vernehmen –
Es ist unklar ob hier
August
Wilhlem
oder
Friedrich
Schlegel
gemeint ist; bei Reinhardt handelt es sich wohl um Karl Heinrich
Leopold Reinhardt (1751–1790).
[Schließen]Von Schlegel hat mir Reinhardt
geschrieben. Er geht wirklich mit.
Verzeih mir den flüchtigen Brief. Du weiss, ich bin kein Meister im
Briefschreiben, und jezt vollends muss ich einen jeden
Augenblick beendigen – Schreib uns ja genau, wann du wieder in Berlin sein wirst.
Grüss Reimers
und Anne (Nanny) Schleiermacher
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Nanny
. –
Reil hat
erklært, dass er ohne mich, durchaus nicht nach
Berlin gehen würde.
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