Montag d 10t Morgends.

54

Heute ganz frühe sind meine Sachen nach Stralsund abgegangen, diejenigen nehmlich die ich hier in Poseriz hatte, ein Theil war in Sargad , auch die sind schon zur  Wasserfahrzeug zum Transport von Waren [Schließen]Schute abgegangen und wohl jezt schon in Stralsund – Ihr könnt also ruhig sein daß der Fuhrmann nicht auf uns warten darf – Gestern und vorgestern habe ich gepackt – wenn auch meine Packerei mitunter komisch vorkomt so denke nur daran daß ich als völlig Unkundige drüber gewesen bin.  Sophie Schlichtkrull, vgl. Brief 3184. [Schließen] Die arme Sophie war leider wieder durch Schlichtekrulls Kranksein genug beschäftigt.    Luise von Willich [Schließen] Louise hat wohl etwas geholfen, allein recht viel versteht sie auch wohl nicht davon. Schlichtekrull hat wieder einen Anfall von denselben Schmerzen gehabt wie vor 8 Tagen und auch heftiger – Willich ward gehohlt, er fand aber nichts gefährliches in seinem Zustand, doch sagte er zu uns allein daß es, wenn die Zufälle immer wieder kämen, wohl einmal schief gehen könne. Jezt ist er noch im Bette aber doch ohne Schmerzen. –  Wohl Friederike Israel, vgl. Brief 3183. [Schließen] Die Icke hat aus freien Stücken mich der Reise nach Stralsund über hoben und die Abfertigung des Fuhrmanns übernommen, sie paßt sich dazu recht gut, sie ist bedachtsam und entschlossen – | 72v Ich habe ihr nun nach  Henriette Herz [Schließen] Jettens Rath die Anweisung gegeben dem Fuhrmann die Schlüßel zu übergeben auf den Fall daß er glaubt  lies: dem [Schließen]den visitiren ausgesetzt zu sein – Ist das aber nicht, sie versiegelt an dich zu adreßiren. Ich habe auch ein ziemlich genaues Verzeichniß der Sachen gemacht, von den Büchern leider keins weil ich zu spät daran dachte, habe mich aber damit beruhigt daß man doch eigentlich dem Fuhrmann alles auf treu und Glauben übergiebt, denn wollte er Unterschlag machen könnte er es doch auf andere Art, und Jette sagte mir auch daß die Leute immer sehr sicher wären. Die  wohl Charlotte von Willich, zweite Frau des Heinrich Christoph von Willich  [Schließen] Willich läßt  Anne (Nanny) Schleiermacher [Schließen] Nanny bitten eine geräucherte Wurst die mitkommen wird ihrem  Herr Cronhelm [Schließen] Bruder zuzustellen.

Vielmehr Sachen hätten in dem Raume können fortgeschafft werden wenn ich mehr gehabt hätte – Ich habe viel herumgedacht ob ich etwas kaufen könnte was hier wohlfeiler sei, aber ich habe nichts herausgefunden – Von mir erhältst du nun keine Briefe durch den  lies: Fuhrmann [Schließen]Furhmann  Sachanmerkung:

– ... besorgen –] 
Vgl. Brief 3046.

von] lies: vor
 [Schließen]
– Die ungebleichte Leinwand könnte Nanny vielleicht noch von eurer Abreise auf die Bleiche besorgen –
 Vgl. Brief 3184. [Schließen] die Willich schreibt mir gestern daß mein Silberzeug 114 Loth wiegt – Mir ist es sehr lieb daß ich nicht nach Stralsund reisen darf, und es geht gewiß eben so gut ohne mich als wäre ich da.    Vgl. Brief 3183. [Schließen] Mir ist es sehr lieb daß diese Woche alles  | 73 an Seite gekommen ist und ich habe es nicht ohne Rüksicht auf den 16 so bestellt, und mich lieber gewaltig gesputet um dann die äußern Dinge nicht weiter im Kopf haben zu dürfen – Ja mein geliebter Ernst auch mir wird die Stunde sehr heilig sein und ich danke es dir recht daß Du so wiederhohlt dazu aufgefordert – Hier sind nun auch alle Schwierigkeiten überwunden denn wenn Schlichtkrull auch nicht wohl genug sein sollte so ist auf jeden Fall ein fremder Prediger bestellt, derselbe den ich am 2ten Festtage predigen hörte, er heißt Pastor Pieper ist Prediger in Gustow . Ich höre ihn lieber viel lieber als Schlichtkrull. Ist Schlichtkrull besser so communiciren Schlichtkrulls mit mir, sonst ich allein oder mit Louise, die sich aber darüber noch nicht geäußert.

 Vgl. Brief 3176 und Brief 3183. [Schließen]Am Sonnabend erhielt ich deine Briefe vom 28ten März und vom 2ten April und die Tuchnadel – Danke Nanny für die Besorgung, sie gefällt mir recht gut – ach und deine lieben Worte wie haben sie mir Freude gemacht, selbst dein lezter hat eigentlich keine Unruhe in mir erregt, nur leise angeweht hat sie mich bisweilen, mir scheint es nun so nahe bis Du komst daß ich auch gar nicht denken kann, daß etwas es hindern könne, und wenn wir nur erst vereint sind – o dann fürchte ich nichts mehr! ja dann sollst du mich tapfer finden – groß und herrlich wird das Leben immer sein wie wir auch bewegt werden, sei es  | 73v zur Trauer oder zur Freude – aber wie ich doch wünsche daß Du mein Lieber die schöne ersehnte Freude haben möchtest das Vaterland erstehen zu sehn, und nicht die Trauer es sinken zu sehn – das kann ich Dir doch gar nicht sagen – Mein Herzensmann wie bald bist du nun bei mir! Gott würde dir doch nur recht wohl von allen Seiten! – brauchte ich dir denn das erst zu sagen daß ich mich unendlich auf deine Kirche freue? recht einen Haupttheil des schönen Lebens werden die Stunden mir sein.

 Vgl. Brief 3179 an Tante Willich und Schleiermachers Brief 3176. [Schließen]Dein Brief wird der Tante sehr lieb sein, und sie wird die Schnörkel gar nicht vermissen –

 Vgl. Brief 3176. [Schließen]Auch ich erinnere mich des schönsten Augenblicks in Berlin vor 4 Jahren – ach und es macht mich so glücklich daß auch du mich damals schon so liebtest – wie außerordentlich schön und ganz im höhern Geist der Liebe ist unser Verhältniß von dem Augenblick seines Entstehens an gewesen –  Vgl. Brief 3176. [Schließen] Gott lob daß deine Gesundheit gut ist, das hat mir große Freude gemacht, mit  Ehrenfried von Willich (d.J.) [Schließen] Friedchen wird es auch immer besser –

Ich plauderte so gerne noch viel mit dir aber der verzogne Friedle läßt mir keine Ruhe

Mein lieber lieber Mann laß mich nun bald das erfreuliche Wort lesen „ich reise ab[]

Ganz Deine Jette

Das Haus wird gewiß sehr niedlich.  am linken Rand Bl. 73 Louise grüßt – sie hat sich sehr sauer  am linken Rand auf Bl. 72werden lassen bei meiner Wäsche, die sie ganz allein besorgt hat –

Zitierhinweis

3202: Von Henriette von Willich. Poseritz, Montag, 10.4.1809, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007031 (Stand: 26.7.2022)

Download

Dieses Dokument als TEI-XML herunterladen.