Sachanmerkung:
Ohngeachtet ... gedacht haben!] Vgl. Brief
3120.
Jetchens] Henriette von Willich
[Schließen]
Ohngeachtet ich
wohl Ursache hatte auf Dich zu zürnen, und ich auch
wirklich die ersten Tage nach Empfang Deiner Zeilen
ganz aus war – daß die Nachricht nur einige Tage zu spät
kam, um
Jetchens
GeburtsTag im Geiste des
Gemüths zu feiern bin ich dir gar nicht mehr böse[,] hätte ich nur ahnden
können daß es Anfang dieses Monats wäre – so würde ich
alle Tage vorzüglich ihrer gedacht haben!
leider! hast du mich eines
köstlichen Genußes beraubt dafür will ich Dir
aber auch gleich was aufgeben wovon ich schon an Jetchen geschrieben – was ihr aber für jezt unmöglich
ist auszuführen – nehmlich irgend ein Bildniß von ihr zu
haben ist sie also einmahl bey dir – so bitte
herzlich mir von Euch Beiden wenn auch nur
ein Crayonirtes Bild zu verschaffen – könte Gratiöschen (so
nenne ich die kleinste
Henriette von Willich, Tochter der Henriette
und des Ehrenfried von Willich [Schließen]
Jete
) mit dabei sein – das wäre prächtig!!! Vgl. Brief
3120. [Schließen]
In deinem
Briefchen
schreibst du zwar von Reisen, wenn alles wird in
Ordnung sein – mit der
Universität
welches mir noch in weiter
Ferne vorschwebt
– aber nichts
von dem nächsten Ersehn – welches ich nicht nur aus
ungeduldigem Enthousiasmus – sondern aus
überlegten Gründen inigst wünsche daß du mir noch dieses
Jahr die Freude machst – dich mit deiner süßen Jette in meine
Arme zu schließen – da ich und Andre auch mit Recht vermuthen
könen – daß künftiges Jahr leicht erfreuliche Hinderniße
eine solche Reise unmöglich machen könten – –
und dann wäre es wohl fast auf imer oder doch
auf lange lange vorbey –!
wir hörten lezt von einige Schwestern die über
Berlin
nach Gnadau
giengen
– welches aber schon wieder
anders beschloßen ist – solte sich dergleichen
einmahl im Sommer zutragen – so kome ich wohl
gleich einer Erscheinung schnell zu Euch – bliebe aber auch
nur einige Tage –
| 12v
Vgl. Brief 3120. [Schließen]Über Deine Schulden, hast du mich zwar in soweit beruhigt – jedoch wünsche ich auch recht herzlich daß die Universität mag zu Stande kommen – damit Eure Ehe auch wirklich so fromm als heiter sein kann, wie Du selbst dich recht lieblich ausdrükst – – Vgl. Brief 3057. [Schließen] daß mir Deine Briefe an Jetchen viel Freude gewähren habe ich wohl in meinem lezten schon geäußert – und wünsche sehnlich wieder etwas dieser Art zu lesen – weil du selbst äußerst sparsam mit Worten bist – von der Pistorius habe ich einen ganz vortreflichen Brief – worin sie sich mir schildert und ganz giebt wie sie ist – sie sagte erst daß ich von ihren Leiden viel weiß, welches gar nicht der Fall ist, und spricht zwar mit einer Art Rükhalt aber doch eigentlich ganz offen davon – von dem verewigten Willich – spricht sie mit einer ganz besondern Wärme und Verehrung – daher ich glaube daß vielleicht eine Art leidenschaftlicher Freundschaft wenn es nicht Liebe war – was sie für ihn fühlte – – die Arme Autorfußnote (mit Einfügungszeichen am oberen linken Rand) ganz unerwartet schreibt sie am Rande des Briefes Dieser Hinweis stimmt nicht mit den ermittelten biographischen Angaben überein. [Schließen]daß ihr Mann 45 – und sie 15 Jahre jünger sei. Wie lieb ist es mir daß ich in meinem Briefe blos – von ihrer Theilnahme an Jetchen und dergleichen geschrieben habe –! sie scheint über meinen Zug zu ihr zwar beschämt und furchtsam nach ihrer Art –, aber doch auch sehr erfreut – so daß wir wohl immer in Briefwechsel bleiben werden – ich finde so manches in ihrer tiefsten Tiefe, was auch in der meinen – und erfaßte es gleich da es an eine Saite tönte und anschlug welche gleich erbebte. Die süße Jette hat mir auch von Luise von Willich, Schwester des verstorbenen Ehrenfried von Willich [Schließen] Louisen einen freundlichen Gruß gebracht und mir gesagt: wie diese einen ganz eignen Zug zu mir sieht, so, daß sie ihr schon zugeredet an mich zu schreiben, wie jene sich aber nicht entschließen kann | 13 wie unglüklich sie sei über ihre verfehlte Bestimmung, weil sie nicht selbst Kraft habe – sich ein inres Leben zu geben; die Gute sezt gewiß auch voraus daß ich mit dem allem bekant; ich weiß aber nichts – habe auch schon in deinen Briefen nachgesehen, kann aber nichts finden: als daß Louise sich dir erst gar nicht nähern konte – bei deinem ersten Besuch; weiß nun nicht – ob es eine unglükliche – hofnungslose – oder blos nur ein ideal über Liebe – was nie erlangt ist – das so ihr Wesen verstimt hat; ehe ich nicht etwas näheres weiß – kann ich nicht zuerst an sie schreiben –! ach wenn ich doch auch alles diese Lieben noch sehen könte ehe ich von hinnen scheide – bitte gieb mir doch Auskunft – – vielleicht schreibst du mir noch so daß ich den Brief in der heutigen Woche bekomme; nicht etwa um einen besondern Glükwunsch zu meinem Geburtstage sondern damit ich in jenen Tagen was ausführliches von Dir erfahre – besonders auch von deiner Gesundheit, und lies: den [Schließen]den den Zeitpunct wenn du Jetten heim holen wirst.
Die Pistorius weiß nur von der 2ten Samlung der Predigten, da ihr die vom Gebet sehr eindrüklich – O wären wir Uns nicht so entfernt – mit Vergnügen schikte ich ihr – die ungebundenen die ich jezt durch Karl Schleiermacher [Schließen] Charles bekomme – denn ich habe sie schon, lange, von K(?)orn, mir sie auch dort binden laßen –; ich habe sie nun Alle durchgelesen – und wüste nicht eine, die mir ganz gleichgültig wäre – in der 3–4 9–6ten 7(?) sind einzelne schöne Stellen aber die Andern Alle durchgängig – wie schön hast du nicht in der 2ten die Furcht und die Liebe auseinander gesezt – wie heilsam der Wachsthum in der Freundtschaft – hauptsächlich mit Christo angedeutet wie zwekmäßig in jeder Hin- und Rüksicht die Neujahrs Predigt 1807. | 13v in der 8ten Predigt – von der Hochzeit zu Cana – über welches ich schon so oft und so verschieden predigen hörte – sind ganz eigne schöne, meinem Inren zusprechende Gedanken – und Aufschlüße, die mir eben dabei noch nicht einfielen oder durch Andre wurden – gern wüste ich ob du diese unter diejenigen rechnest – die meinen vorzüglichen Beifall haben würden. Wie richtig hast du in der 9ten den Glauben beschrieben; und so ernstlich von dem Treu meinen mit sich selbst geredet! die Freude am Herrn und die göttliche Traurigkeit die derselben nicht nur einmahl vorangeht – sondern jedesmahl wenn wir von heftigen Leidenschaften oder dergleichen uns ergriffen sehn, uns wieder zurükführen soll, war recht herzlich in der 10ten und in der 11ten wie bestimt –! daß die Stärke des Christen nur auf dem unentweihten Bunde, eines guten Gewißens mit Gott besteht!! – Endlich welch ein schöner Zusammenhang in der 12ten – mit der Vergangenheit und der Gegenwart – mit dem Anerkennen – des Großen das da war – und dem unseeligen Mißtrauen – daß nun, nur, mehr sich ähnliches gestalten könne!! Du siehst hieraus daß: ob ich gleich fast Alle nur 1mahl gelesen, ich sie gewiß gewürdiget – und innigst wünsche mehr dergleichen von dir zu besizen Autorfußnote (am linken Rand) bei der 1ten dachte und fühlte ich mich recht herein – wie nöthig es wäre auf ähnliche Art auch zuweilen bei Uns zu sprechen – es ist auch zuweilen als sprächest du mit jungen Leuten – allerley Art. – ich habe auch an die Herz oder Anne (Nanny) Schleiermacher [Schließen] Nanny davon geschrieben – wie ich eine Predigt welche du jezt, oder auch wenn du Hausvater seyn wirst – hältst, gerne abgeschrieben hätte ! Gewiß wirst du auch an dem Uns bevorstehenden Fest-Tagen einige mahl predigen – oder auch eine Vorbereitung zum Heiligen Abendmahl, wenn diese mir sonst so feierliche Anrede – jezt noch Brauch ist – bitte, versag mir dis nicht; auch wäre mirs lieb zu wißen ob Du in diesen Festtagen comunicirst – und welchen? wie hält es Nanny damit? Hast du mein Bester durch Deine Jette noch nichts gehört – ob unsrer großen Henriette Herz [Schließen] Jetten , auch meine Briefe nicht zu ernst sind – obschon sie immer nur von mir – und nie speciel auf sie selbst sich beziehen –! Am 31.3.1809 (Karfreitag) war Charlotte Schleiermachers Geburtstag. [Schließen] am Charfreitag denke nur ganz vorzüglich an Deine
alte Lotteabgegangen d 24t März.
am linken Rand von Bl. 12
Sachanmerkung:
Tochter] Karoline von Dobschütz, geb. von
Aulock
EnkelSohn] Robert von Dobschütz
[Schließen]Vor einigen Wochen hatten wir die Freude die gute Aulock
bei uns zu sehn – die ganz kürzlich GroßMutter
geworden, ihre älteste
Tochter
die, dir vor einigen Jahren was vorsang –
hat vorm Jahre geheirathet – und ihr nun einen
EnkelSohn
geschenkt
– Gott gebe daß diese Freude nichts trübe
am linken Rand von Bl. 13
Sachanmerkung:
Baronin] Agnes Friederike Baronin von
Seidlitz
[Schließen]als ich bey unserm Ersehn dein schönes Novum der Aulock
erzählte – war ihre Freude so lebhaft und innig –
so rein – – daß sie stamlend sagte – Gott wenn
man’s nur erlebte – sie Beyde zu sehn – sie grüßt dich recht
herzlich – – so auch die
Baronin
der ich es jezt gesagt.
am unteren linken Rand von Bl. 12v [Schließen] grüße Nanny recht herzlich von mir ihr Brief hat mir viel Freude gemacht
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