Halle. den 13 M. 1809
Vgl. Brief
*3082.
[Schließen]Was du, sonderbar genug, befürchtetest ist grade so eingetroffen.
Humboldt
hat an Reil geschrieben und nicht an mich.
Ich gestehe dirs, nachdem ich nun zwei
Jahre hinter einander auf die Tortur gespannt war, wünsche
ich endlich einmahl Gewisheit, und ich sehe nicht ein warum
man nicht gradezu fragen kann. Ist es nichts, so werde ich
meine Maasregeln treffen, und zweifle
keinesweges, dass mir Glück und Geschick irgend einen andern
Ausweg eröfnen wird – Nur nicht in dieser Geist und Sinn
læhmende Stellung – Ich gestehe es, ich bin sehr verdrieslich; und
weiss kaum, dass mir jemals die Welt, so nichtswürdig
vorkam.
Möchtest du besser leben wie ich, und möchtest du im Stande sein
mich zu erheitern – Meine Zunge ward, beim Anfang des Jahrs
gelæhmt, dann die rechte Hand jezt der Kopf – Ich muss den
Brief schliessen, denn die Stunde schlægt
und ich soll lesen – Adio – ich bitte dich
recht sehr mir bald zu schreiben.
Gemeint ist höchstwahrscheinlich Kaufmann Haller
von dem im Brief
2979,
9 f. im Zusammenhang mit der Armensache die Rede ist. Die Rede
über die „Armensache“ ist möglicherweise eine versteckte Sprechweise
über politische Aktivitäten bzw. die Bewaffnung der Bevölkerung (l'arme
franz. für Waffe).
[Schließen]An das Armenwesen denke [ich] fast nicht mehr, denn alle sind
weg und es wahr doch kernfaul – Wo Haller
ist weiss ich nicht, er wollte eine
weitläufige Reise machen. Dies meldete er mich, der Bothe
aber, der die Antwort abhohlen sollte, blieb aus –
Seitdem habe ich nichts von ihm gehört –
Du weiss wohl,
dass Reichardt
seinen Abschied hat,
und dass meine Johanna Reichardt und wahrscheinlich ihre jüngste
Tochter Sophie Reichardt
[Schließen]
Schwiegermutter mit Tochter
bei mir wohnen werden.
Gebe Gott sie
wæren nur hier.
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