Freitag d 2 über den ursprünglichen Text geschrieben3t. Merz Abends.
13 über den ursprünglichen Text geschrieben14
Du hast mich so süß verwöhnt liebe einzige Jette durch posttägliches
Schreiben daß ich sehr gejammert habe heute keine Briefe
gehabt zu haben. Ja ich hätte Dir ein wenig
schmollen können weil ich glaube Vgl. Brief
.
[Schließen] Du mußt meine Bitte schon haben, daß du jezt so lange Krankheiten bei Euch
[...]
über den ursprünglichen Text geschriebenumgehn
doch immer ein Paar Zeilen schreiben möchtest. Indeß kann ich
nicht sagen daß ich mich ängstige zumal es nur die kurze
Frist ist die ich abzuwarten habe bis Sonntag. Ueberdies ist
mir noch manches Vgl. Brief
.
[Schließen]aus Deinen lezten Briefen zu beantworten übrig und da ich schon wieder
bezweifeln muß ob ich zwischen hier und Sonntag
Mittag noch einmal zum Schreiben kommen werde so will ich
das lieber jezt gleich abmachen. Morgen muß ich auf einen
durch Besuche und Kleinigkeiten sehr gestörten
Vormittag zu rechnen. Dann
habe ich Vorbereitung zu halten, die ziemlich ohne
Interesse für mich sein wird, da wol kein Bekannter
communicirt, und ich auch nicht, nun du nichts
von dir hören läßt, denn halb und halb hatte ich gehofft du
solltest diese Communion weil sie eben so unmittelbar vor
deinem Geburtstag einfällt zu unserer gemeinschaftlichen
wählen. Gegen Abend muß ich dann noch ein Paar Stunden in
Geschäften aus sein und den Spätabend muß ich da ich bis
jezt noch gar nichts von der Predigt weiß wol ausschließend
dieser widmen. Sonntag ist dann Predigt und
Communion,
Getauft wurde Cecilie Gaß.
[Schließen]
und dann soll ich bei Gass taufen
und es bleibt gewiß kein Körnchen Zeit zum
Schreiben. Sieh Liebchen ich rechne Dir das alles so vor
damit Du Dich ein wenig daran gewöhnst und es Dir nicht
sonderbar vorkommt wenn ich manchmal herumgehe und beseufze
was für ein geplagtes Individuum ich bin. – Aber nun zu Deinem lezten Briefe süße Jette, Luise von Willich, vgl. Brief
.
[Schließen] neulich hat mir das von Luisen alles
andere verschluckt.
Vgl. Brief
.
[Schließen]Ich hätte zu Deinen pikanten Redensarten kein ernsthaftes Gesicht
machen sollen, und habe es doch gethan – nicht | 32v als ob ich nicht gewußt
hätte was alles Scherz darin war und wie weniges Ernst, und
daß eigentlich gar nichts Wesentliches zu
berichtigen war zwischen uns. Aber wofür hieße ich denn
Ernst wenn es nicht recht zu mir gehörte manchmal recht
unerwartet und plözlich aus dem Scherz überzugehn in Ernst?
Ich habe
Dir das schon ein Paar Mal gemacht, und auch diesmal hat
Dein klein weniges Ernst den großen Ernst hervorgelokt und
es ward mir recht so zu Muth Dir das schöne wesentliche
worüber wir so sehr Eins sind grade so auszusprechen eben
damit du mir hernach sagen möchtest daß du ganz mit mir
einig bist. Ein andermal mache ich wieder ebenso aus dem Ernst
Scherz. Das kennst Du wol auch schon, nicht wahr? und
gehörst unter die sehr wenigen, Frauen zumal, die es recht
verstehn und bei denen ich es wagen darf ohne Mißdeutung.
Denn oft bin ich schon deshalb für irreligiös
spöttisch und grundhartherzig gehalten worden.
Luise von Willich und Sophie Schlichtkrull, vgl.
Brief
.
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Wer weiß ob nicht auch Luisens und Sophiens Verdacht daß ich
wol nicht ganz frei von weltlichen Grundsäzen sei
nicht auch daher kommt.
Wenn die sich mit
ihren Vorstellungen und Zweifeln über die Verhältnisse
deren du erwähnst an mich gewendet hätten so
würde ich mich allerdings berufen gefühlt haben alles
mögliche zu thun um ihnen meinen Sinn darüber und die Sache
selbst recht klar zu machen, und wenn Du irgend etwas dazu
thun kannst, daß es künftig geschieht so thust du mir
ordentlich einen Gefallen, da bin ich sehr gern zu
Erläuterungen bereit, aber mit den Männern
liebste Jette nehme ich mich grausam in Acht. Wenn ich einen oder ein Paar
allein habe dann nicht; und wenn ich merke daß es einem
ordentlich darum zu thun ist meine und seine
Meinung über einen Gegenstand durchzusprechen
werde ich schon suchen mir ihn allein zu haben wenn ich
irgend glauben kann daß es zu etwas führt. Aber in Gesellschaft hasse
ich nichts mehr und hüte mich vor nichts so sehr als was nur von
weitem einem Disputiren ähnlich ist. Vgl. dazu auch die Bestimmung der
„Schicklichkeit“ in Friedrich Schleiermachers Schrift „
Versuch eine Theorie des geselligen Betragens
“ (1799), S.
176-178.
[Schließen]Einmal kann ich gar nicht disputiren ohne so tief
auf den Grund zu gehn wie es doch dem leichten | 33 Wesen was in einer Gesellschaft immer
herrschend bleiben muß gar nicht angemessen ist,
darum wende ich mich gleich zum allerleichtesten, drehe ab oder
mache Scherz damit es nicht zu ernsthaft
wird. Dann aber auch wenn im Disputiren einer gemeine
Dinge vorbringt oder gar unsinnige und solche wo eine
schlechte Gesinnung heraus spricht so kann ich gar nicht mehr
für mich stehen, in welchem Grade ich bitter oder heftig
werden kann. Vgl. Brief
.
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Ich möchte aber doch wissen wer auf Rügen deshalb über mich geklagt
hat, und wenn es irgend zu wagen ist will ich sehn
was ich gut machen kann.
Oft aber kommt meine
Abgeneigtheit auch lediglich daher weil ich voraus sehe ich
werde mich entweder gar nicht oder nur auf eine
weitläuftige und langweilige Art deutlich machen
können, und dieses Gefühl von Ungeschiktheit habe ich
häufiger als Du wol glaubst. Du meine
Gebieterin hast übrigens, den lezten Fall
ausgenommen ein universelles Mittel mich reden
zu machen, nemlich wenn Du eine Sache selbst
übernimmst. Denn wenn ich die Freiheit habe
meine Rede an Dich zu richten so bin ich gleich sicher
keine Thorheit zu hören als keine zu begehen.
Aber nun habe ich Dich auch noch etwas ins Gebet zu nehmen, Kleine,
daß Du nicht recht ehrlich gegen mich bist. Vgl. Brief
.
[Schließen]Schon neulich habe ich nicht erfahren was für
liebliche Anträge dir eigentlich der besoffene Franzose
gemacht hat, und nun erfahre ich auch nicht was der
kleine Lieutenant der so charmant sein will dir für
Artigkeiten sagt oder anthut.
Mit den
Franzosen das ist nun freilich nur
ein Jammer aber Du glaubst
nicht wie ich mich freuen würde wenn sich recht viele Leute
in Dich verliebten und ich dann immer hörte wie sie sich
dabei geberden oder auslassen.
Vgl. Brief
.
[Schließen]Die Änderung die Du mit dem Sofa machen willst ist nichts liebste
Jette. In meiner Arbeitsstube hat kein dreisiziger Sofa Plaz, und einen dreisizigen für
Anne (Nanny) Schleiermacher
[Schließen]
Nannys
Stube haben wir schon. Der Deinige würde also nur unten
in der Eßstube stehn können, wohin man einen ganz ordinären
hier kaufen kann. Hast Du sonst an dem zweisizigen nichts
aus | 33vzusezen: so dächte ich du
tauschtest die Haare. Doch das hat alles noch Zeit bis wir
zusammen sind, denn der Fuhrmann komt doch wol erst während
unseres Dortseins. Süße einzig geliebte Jette wie
freh
über den ursprünglichen Text geschriebenfreue
ich mich wenn ich bedenke wie sehr die Zeit nun nahe rükt.
Ich glaube ich kann nicht eben mehr als noch sieben Wochen
rechnen bis zur Reise! wie schnell werden die
vergehn! wie naht sich
schon das herrliche schöne neue Leben. Je näher es kommt
desto mehr beschäftige ich mich damit und desto mehr sehne
ich mich danach; ich bin schon ganz bis ins einzelnste damit
vertraut, und oft umschwebt mich ein Lächeln was
Niemand errathen kann wenn ich mir irgend eine Kleinigkeit,
einen Scherz eine liebe Minute recht ausmale. Ich freue mich auch sehr daß es nun alle Leute wissen damit ich
überall davon reden kann und ich rede von Frau und
Kinder der Henriette von Willich aus erster
Ehe
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Kindern
wie einer der plözlich reich geworden ist von
seinen Tausenden.
Du würdest recht
Deine Lust daran haben wenn Du es hören köntest. Nein Du
lieber Gott wie schön ist es! Aber nun laß dich auch
geschwind umarmen und mit tausend Zärtlichkeiten
überschütten und mich zu Bette gehn denn es geht schon auf
Zwei Uhr.
Sonnabend Abend. Eben habe ich meine morgende Predigt
vorläufig so aus dem Groben in Ordnung gebracht, hernach
muß ich dasselbe noch mit der Taufrede thun dazwischen muß
ich noch ein Wörtchen mit dir reden. Morgen ist gar kein Augenblik übrig und auch jezt kann ich nur
eine Geschäftssache berühren weil ich auch noch an
Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten
[Schließen]
Alexander
schreiben muß.
Die WittwenCasse hat in
der heutigen Zeitung bekannt gemacht, sie wolle die
rükständige zweite Pensionshälfte pro 1ten April 1808 gegen
Zurükgabe des von der GeneralwittwenCasse darüber
ausgestellten Reverses vom 8ten April
an auszahlen lassen. Nemlich da die Quittungen natürlich
alle auf die ganze Summe ausgestellt waren so erhielten die
Aussteller nebst der halben Summe einen Revers daß die
WittwenCasse die andere Hälfte noch schuldig sei. Nun hast
du mir eine Quittung zugeschikt über 20 Reichstaler Friedrichsdor
[Schließen]R Fd'or welche den 1ten October 1808 fällig waren.
Diese werde ich natürlich jezt noch nicht geltend machen
können. Aber Du hast doch gewiß von dem Ostertermin 1808
auch nur die Hälfte baar empfangen und also noch einen
Revers über 10 R Fd'or in Händen. Oder sind etwa die kleineren Pensionen damals ganz
ausbezahlt worden, besinne Dich doch und
besprich mit Schlichtkrull
wieder
über den ursprünglichen Text geschriebenwie
die Sache steht, und
wenn Du den Revers hast so schike ihn mir baldigst
zu. Morgen früh muß
ich nun erst das übrige an meiner Predigt thun und hernach
sehe ich keine Möglichkeit zu Dir zu kommen, mehr also
nehme ich von dir Abschied meine einzig geliebte. Morgen
Nachmittag wird mich hoffentlich ein Brief von Dir
erquiken nach viel überstandener Arbeit. Er soll mich recht
stärken
Laut Tageskalender arbeitete Schleiermacher am Philebos
[Schließen] daß ich Abends noch tüchtig am Plato arbeiten kann.
Solltest du nun nicht desto fleißiger schreiben da
Du nicht mehr mit Luise
am linken Randliesest?
Gott
befohlen meine süße Liebe. Ja die Zeit komt bald wo
ich es Dir besser mit Küssen versiegele als mit Worten
sage wie ganz ich dein bin. Grüße und küsse mir auch die Kinder mit der
innigsten
über den ursprünglichen Text geschriebensüßeste
Vaterliebe die beiden süßen
Herzblättchen.
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