Halle den 7ten Febr 09.

  Möglicherweise handelt es sich um den gemeinsamen Hallenser Freund Ludwig Gottfried Blanc . [Schließen]– Dass ich Dir heute durch Freundes Hand schreibe weisst du, kenne ich Deinen Scharfsinn sonst recht, wenn du die Handschrift mit der NahmensUnterschrift vergleichst gleich errathen. Kurz nachdem ich meine Halskrankheit überstanden hatte habe ich mir die rechte Hand so mörderisch verbrannt dass ich sie lange nicht werde brauchen können. Was dich betrift lieber Freund scheinst Du das neue Jahr mit mageren Hofnungen und dünner Liebe empfangen zu haben.   Vgl. Brief . [Schließen]Dein letzter Brief durch einen Freund besorgt, in welchem du mir aufträge an Deine Gläubiger giebst war nehmlich zu deutlich und zu undeutlich zugleich, zu deutlich weil sich manches vermuthen ließ und zu undeutlich weil ich es doch nicht zusammenreimen konnte. Solche Briefe darfst du mir zum zweitenmale nicht schreiben. Mit meinen Arbeiten sieht es jämmerlich aus denn meine Feder hat nun 5-6 Wochen geruht, indessen denke ich es jetzt nothgedrungen durch Diktiren wieder einzubringen. | 37v  Henrich Steffens: „Ueber die Idee der Universitäten“ (1809), ders.: „Geognostisch-geologische Aufsätze, als Vorbereitung zu einer innern Naturgeschichte der Erde“ (1810) sowie ders.: „Ueber die Vegetation“, in: „Jahrbücher der Medicin als Wissenschaft“, H. 2 (1808), S. 127–197 [Schließen] Meine Vorlesungen über die Idee der Universitäten und meine geognostischen Aufsätze sollen fertig werden. Der Aufsatz über die Vegetation ist leider gedrukt, ich wünschte ihn gern in meiner Gewalt auch um ihn in Verbindung zu bringen mit mehreren Entdekkungen besonders über den Vegetativen Prozes der Animalisation. So habe ich entdekt dass der Mensch beim Schwitzen SchwefelLeberGas ausdünstet und dieses so stark dass der Schweis metallische  Präzipitation bezeichnet das Ausscheiden eines Stoffes aus einer Flüssigkeit. [Schließen]Prezipitationen veranlassen kann, welches doch gewis sehr merkwürdig ist.  Vgl. Brief. Die Rede über die „Armensache“ ist möglicherweise eine versteckte Sprechweise über politische Aktivitäten bzw. die Bewaffnung der Bevölkerung (l'arme franz. für Waffe).  [Schließen]Die Geschäfte der ArmenAnstalt ruhen zwar fürs erste, da aber die Noth so gross und die Unterstützungen die wir erwarten können doch nicht so klein ist so sollte es mir sehr leid thun wenn ein so humanes und menschenfreundliches Unternehmen aufgegeben würde. Ich werde ehestens suchen mit deinem und meinem Freunde ein Weiteres darüber zu besprechen. Wenn auch nur wenigen geholfen würde und auch nur ein Elender gelabt würde so ist doch schon etwas geschehen und wir trösten uns mit unsrer guten Absicht. Hier siehts jämmerlich und  | 38 langweilig genug aus ich aber erwarte sehnlichst etwas zu erfahren von Euch und von der Einrichtung Eurer Akademie. Ob Ihr etwas und was Ihr von dem Humbold erwartet und ob für Euch und mich etwas zu hoffen ist. Lass dich durch mein langes Stillschweigen ja nicht abschrekken und schreib mir bald. Grüss alle Freunde und leb wohl

Dein

Steffens

Tausend Grüsse vom Schreiber dieses nebst der Bitte auch ihn nicht ganz zu vergessen.

Zitierhinweis

3069: Von Henrich Steffens. Halle, Dienstag, 7.2.1809, ediert von Simon Gerber und Sarah Schmidt. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0006898 (Stand: 26.7.2022)

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