Sagard den 25t. Octob. 8.

An Schleiermacher.

13.

Du bist wohl schon wieder zu Hause und hast gewiß ein paar Briefe von mir vorgefunden. Welch eine schöne Reise Du wohl gehabt hast! Hier war es immer das köstlichste Wetter. Vor einigen Tagen waren Henriette Herz und Amalie Hahne [Schließen] große Jette , Hane und ich auf einer Anhöhe von wo wir die Sonne ins Meer sinken sahen, es war ganz herrlich! ich dachte viel an Dich –  Vgl. Brief 2866. [Schließen]Gestern erhielt ich deinen Brief N. 13. Habe vielen Dank daß du doch nicht abreisetest ohne mir ein Wort zu sagen, ich hatte auch schon lange geschmachtet.  Vgl. Brief 2866, 55 – 58. [Schließen]Es ist mir eine große Freude gewesen daß dir auch jener Brief lieb war der dich tief in mein Innres blicken ließ. Nun kann dir doch Alles erst recht klar sein. Du sagst mir: nun würdest du immer beruhigter und gewisser; was war Dir denn sonst noch nicht gewiß? sage es mir nur mein Theurer.  Vgl. Brief 2866, 30 – 33. [Schließen] Ordentlich erschreckt hat es mich, wie man eben über etwas freudiges auch erschrecken kann, daß es schon so nahe ist daß ich Dich sehen werde. Lieber Ernst, mein Ernst wie werde ich glücklich sein!   Aber das muß doch recht gewiß sein daß es dich nicht weiter anstrengt und dir Mühe kostet wenn du schon so bald unsere Verbindung zu Stande bringst. Laß dich darum bitten es ist mir allein das, daß ich dich gern so frei und sorgenlos als möglich | 40v hätte.  Henriette von Willich spielt wohl auf die Universitätsgründung an, vgl. Brief 2866, 50 – 54. [Schließen]Also wird doch wohl Jenes noch ausgeführt werden? – nach deinem lezten Briefe dachte ich es sei aufgegeben.

Ich bleibe noch wohl 8 Tage hier dann denke ich ein paar Tage bei Herrman zu sein der mich sehr dringend eingeladen, und dann nach Wieck auch auf 8 Tage ohngefähr von da wollen Schlichtkrulls mich abholen.  Philippine Hahne [Schließen] Philippine wird dann wohl da sein. Daß wir mit große Jette in Altenkirchen und in Wiek waren weißt Du gewiß. Herrman ist mit  Alwine Kosegarten [Schließen] Allwine versprochen aber er macht allen Geschwistern und Freunden Geheimniß daraus. Es war recht hübsch bei ihm. Er äußerte sich sehr herzlich und sehr verehrungsvoll über Dich. Lotte Schwarz ist sehr unglücklich, sie hat keine Aussicht zu ihrer Verbindung mit Hasselbach sie las mir Briefe von ihm, die recht schön voll poetischer Empfindungen waren, aber der kräftige Entschluß die Umstände zu beherrschen schien mir zu fehlen wie ich auch glaube daß es darin allein liegt daß er Charlotte nicht hohlen kann, denn sie ist gerne erbötig Unterricht zu geben und mitzuerwerben. Sie fühlt das selbst und dauert mich sehr. Wie sich die Verhältnisse übrigens dort machen werden wenn Philippine da ist darauf bin ich begierig. Gott gebe besser als wir hoffen.

Mein süßer Ernst ich schreibe bald recht lange und ordentlich heute nur dies Wenige

Tausend Küsse von mir und den  Kinder der Henriette von Willich aus erster Ehe [Schließen] Kindern .

Deine Jette.

Zitierhinweis

2892: Von Henriette von Willich. Sagard, Dienstag, 25. 10. 1808, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0006721 (Stand: 26.7.2022)

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