Poseritz den 9t.

N. 11.

 Vgl. Brief *2864 von Henriette Herz. [Schließen] Ich kann nicht Jettens Brief besorgen ohne ein Wörtchen hinzuzufügen obgleich die Zeit mir eigentlich fehlt. Lotte Pistorius ist mit ihrem Manne seit gestern hier, mit ihm ist es immer beim alten. Die gute Lotte ist mir eine rechte Erquickung, wie wohl thut es mir mit ihr von Dir zu reden. Die liebe theilnehmende Seele! sie sagte mir gestern sie habe in ihrem Leben keine größere Freude gefühlt als in dem Augenblick da sie unsere Verbindung erfahren. Wie wird mir das hohe heilige unserer Vereinigung so recht lebendig indem ich mit ihr auswechsele –  Vgl. Brief 2828, 89 – 94. [Schließen]Lieber Ernst was ich Dir einmahl schrieb von Zweifel an mir daß ich so schnell für Liebe empfänglich war – ist ganz aufgelöset, ich erkenne daß es sehr irdische Gedanken waren deren ich mich schäme – mich reut daß ich Dir damals so schrieb. Ach Ernst könnte ich immer wenn ich etwas auf dem Herzen habe mit Dir reden wie ganz anders wäre das als dies hin und her schreiben wo das Wort oft noch ganz anders da steht als es in unserm Innern war. Lieber süßer Mann ich bitte Dich nur noch einmahl recht innig sage es mir immer wenn Dir auch nur ein kleines Wörtchen in meinen Briefen fatal ist.  Vgl. Brief 2837, 15 – 19. [Schließen]Wie es mich außerordentlich gefreut daß meine Briefe Dir wircklich auch eine frohere Stimmung geben | 41v wenn Du sie erhältst kann ich Dir nicht genug sagen o wie ist es mir mit Deinen! aber darin irrst Du  Vgl. Brief.  [Schließen]daß ich sollte jeden Posttag was von Dir gehabt haben, es ist schon oft einer dazwischen gewesen der leer war.    Vgl. Brief 2837, 106 f.. [Schließen]Meinst Du denn nicht Du lieber böser Mensch daß ich auch mit Lächeln angefangen bei jener Stelle vom Aufdringen? aber es ist doch arg daß Du mir das so trocken sagst Du habest mich ausgelacht. Von unsern süßen  Kinder der Henriette von Willich aus erster Ehe [Schließen] Kindern sagte ich dir gerne recht viel, sie sind recht frisch und gut und lieb. Die  Henriette Pauline Marianne von Willich [Schließen] Jette war süß an ihrem Geburtstage. O Ernst wie viel Freude werden wir von den süßen Wesen haben und wie herrlich, daß  Ehrenfried von Willich [Schließen] Ehrenfried durch sie immer und immer so mit uns lebt und unter uns ist. Wie ist Alles so schön! O Ernst, Gott wäre ich es doch nur werth Deine Gattin zu sein, dürfte ich doch nie das allerkleinste von Deiner Liebe missen! Ach dürfte ich doch nie mehr mit solchen Worten herausbrechen wie Du sie gar nicht magst ich kann aber doch nicht ganz schweigen. Vgl. Brief 2837, 50 – 62. [Schließen] Du wünschest die Unzufriedenheit mit mir selbst möchte ich los werden.  Theurer Ernst eher wird das nicht möglich sein als wenn ich bei Dir bin, dann vielleicht wenn ich dann wircklich fühle daß ich Dir recht was bin und daß ich mich meiner nicht schämen darf auf dem Platz auf dem ich stehe. Gott Lieber Du bist | 42 auch gar zu herrlich! wie habe ich Dich doch eigentlich lieb! weißt Du es wie? ein unaussprechlich schönes süßes Leben wird es sein. Kann es Dich denn auch so erfüllen und so wichtig sein als mir? Siehe es ist mein ganzes Leben Du hast noch dabei das Leben in der Wissenschaft das Dein Wesen ja sehr in Anspruch nehmen muß – Aber ich habe gar nicht länger Zeit zu plaudern.  Vgl. Brief 2844, 36 – 39. [Schließen] Ich muß noch an Lotte Kummerow schreiben die wie ich fürchte es übel genommen daß ich ihr nichts selbst gesagt, doch irre ich mich vielleicht auch, ich will auf jeden Fall ihr ein freundliches Wort sagen, ich bin ihr so viel Verbindlichkeit schuldig. Lotte hat viel mit mir von ihr gesprochen, die ist nun ganz zurückgekommen oder eigentlich sie war ihr nie was. Sie behauptet die Kummerow sei nur eitel auf Dich gewesen weil Du ein berühmter Mann bist. Wahrer Freundschaft ist sie auch gewiß nicht fähig, sie könnte sonst nicht oft so wiederstehend sein gerade wenn sie sich am herzlichsten geben will. Ich schicke dir noch einliegenden Brief den du abschickest wenn du nichts gegen die Mittheilung hast, sonst behalte ihn zurück bis dir der Augenblick recht ist. Ich möchte aber nicht gerne daß  wohl Philipp Wilhelm Wolf, Pfarrer in Prenzlau, und seine Frau Julie Ernestine geb. Jacobi [Schließen] Wolfs(?) früher durch das Gerücht etwas erführen als durch mich, er ist leicht empfindlich. Grüße  Anne (Nanny) Schleiermacher [Schließen] Nanny aufs herzlichste. | 42v Nun schicke ich Dir gewiß bald etwas für Deine  Charlotte Schleiermacher [Schließen] Lotte . Sonntag denken  Henriette Herz [Schließen] Jette  Luise von Willich [Schließen] Louise und ich nach Sagard [zu fahren] ich bleibe gewiß einen Monat weg weil ich auch nach Wieck will. Ach wie ich traure daß ich dann Deine Briefe so viel später erhalte. Du mußt mich dafür entschädigen durch öfteres Schreiben daß ich Jeden Posttag etwas habe. Aber ich bin wohl zu unbegehrlich!

Lieber Theurer die herzlichsten Umarmungen und Küße von Deiner Jette.

Große  Henriette Herz [Schließen] Jette bittet Dich ihr so bald als möglich den  Wahrscheinlich das Werk „Die Kunst im Schachspiel ein Meister zu werden“ (1764 in erster deutscher Übersetzung in Straßburg erschienen, weitere Auflagen folgten) des französischen Komponisten und weltweit anerkannten Schachspielers François-André Danican Philidor . [Schließen] Philidor zu kaufen und zu schicken. Wenn Reimer ihn nicht hat wird er wohl bei Milius zu haben sein.

 Vgl. Brief 2852, 33 – 79. [Schließen] Es ist gewiß ganz unnöthig geliebter Ernst daß ich bitte was ich Dir schrieb über mein früheres Verhältniß zu Ehrenfried gegen Niemand zu erwähnen. Habe ich auch wohl vergessen wenn ich Dir von dem mangelhaften in meiner Liebe sprach Dir zu sagen wie unaussprechlich und ganz ich an dem geliebten Manne hing? wie es mir damals oft war als liebe ich ihn mehr als er mich – alle Liebe die in mir war hatte ich nur ihm zugewendet – doch Du weißt es ja – Ich sehne mich so sehr nach einem Briefe von Dir –

Lieber süßer Mann lebe wohl und habe mich auch so lieb als ich Dich.

Zitierhinweis

2863: Von Henriette von Willich. Poseritz, Sonntag, 9. 10. 1808, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0006692 (Stand: 26.7.2022)

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