Freitag d 2t. Sept 8

Einzige Nanni es ist doch zu arg und Du mußt es gewiß selbst schelten daß Du beide Posttage Dienstag und Sonnabend kein Wort geschrieben hast, Du nicht und Reimer auch nicht. Hättest Du auch wie ich leider glauben muß keine Rügenschen Briefe zu schikken: so konntest Du doch schreiben wie es Euch selbst dort geht. Meine einzige Hofnung ist nun noch auf nächsten Sonntag gerichtet. An  Vgl. Brief 2808 an Henriette von Willich.  [Schließen] Jettchen habe ich gradezu geschrieben und schreibe Montag noch einmal. Von meiner Rückreise kann ich noch nichts sagen sie wird wahrscheinlich erst gegen das Ende der nächsten Woche erfolgen. Uebermorgen predige ich hier in der Schloßkirche, gewissermaßen auf   Gemeint ist König Friedrich Wilhelm III., der sich mit Familie in Königsberg aufhielt. Schleiermacher predigte über Mk 7,31-37. [Schließen]Allerhöchsten Befehl aber die ganze Geschichte ist mir ein wenig verdrießlich und es wird nicht etwas sonderliches werden. Heute soll ich noch der  Marianne von Preußen [Schließen] Prinzeß Wilhelm präsentirt | 3v werden, und Morgen Abend bin ich wieder das geschieht fast einen Tag um den andern beim  der spätere Friedrich Wilhelm IV. [Schließen] Kronprinzen . Auch bei Stein habe ich neulich gegessen und werde ihn wol in den nächsten Tagen wiedersehen. Uebrigens lebe ich, wie Du leicht denken kannst ganz vortreflich aber unerhört faul, so faul daß ich noch gar nichts gethan habe; sehe auch nicht ab daß es besser werden wird und will auch um des willen möglichst eilen

Ich hoffe Du wirst die Bonbons für die  Kinder der Henriette von Willich aus erster Ehe [Schließen] Kinder nicht vergessen haben, und wenn das Berlinische Buch für Jettchen gebunden ist so schikke es doch baldigst ab und füge wieder eine kleine Ladung von Bonbons bei. Sage Reimer es wäre doch höchst fatal daß er noch kein Wort in Geschäftssachen geschrieben hätte dafür richtete ich auch seine Sachen hier nicht sonderlich pünktlich aus. Etwas interessantes könnte ich ihm erst nächsten Posttag schreiben, jetzt wären hier lauter verwirrte Teufeleien aus denen man | 4 nicht klug werden könnte. Die Nachrichten von dem was geschieht wären zu gut um eigentlich erfreulich zu sein, und die Hofnungen bei den meisten Menschen gar zu waschlappig. In ein paar Tagen würde sich vielleicht alles aufklären in Absicht auf die Maaßregeln die man für die nächste Zeit zu nehmen dächten  über den ursprünglichen Text geschriebendächte .

Die Madeweis hat mich bei meiner unerwarteten Erscheinung aufs zärtlichste umarmt und         (?) ist vor Freuden herumgesprungen. Beide haben sehr herzlich nach Dir gefragt ich bin schon zwei Abende dort gewesen.

Adieu nun und bessere Dich mit Schreiben. Mit meinem nächsten Briefe denke ich Dir bestimte Nachricht über meine Abreise zu geben, von der jezt noch weder Zeit noch Art und Weise weiß. Von hier grüßt man dich sehr freundlich.

Zitierhinweis

2811: An Anne (Nanny) Schleiermacher. Königsberg, Freitag, 2. 9. 1808, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0006640 (Stand: 26.7.2022)

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