Lassen Sie mich lieber
Boeckh aus Vgl. Brief
2663 und Brief
2670.
[Schließen]Ihren lieben Briefen erst das Unangenehme über Seite schaffen.
Sie denken leicht daß ich nichts anderes meine als
was Vgl. Brief
2670,
37 – 66.
[Schließen]Sie mir von Friedrich Schlegel schreiben. Es war mir nicht ganz neu aber es hat mich sehr
geschmerzt. Brief Friedrich Schlegels an Reimer vom
14.9.1804, vgl. „
Ungedruckte Briefe an Georg Andreas Reimer
“, mitgeteilt von Georg Hirzel, in: „Deutsche Revue“, 18. Jg., 4.
Quartal (Okt.–Dez. 1893), S. 98-109; S. 238-253, hier S. 102-103.
Schleiermacher kündigt das Erscheinen des ersten Bandes Friedrich
Schlegel am 26.5.1804 brieflich an, vgl. Brief 1752, 37–55, KGA V/7,
seine Reaktion auf Schlegels Brief an Reimer findet sich in seinem Brief
vom 10.10.1804, vgl. Brief 1829, 4–42, KGA V/7. Schlegels indirekte
Antwort auf Schleiermacher folgt in einem Brief an Reimer vom 16.3.1805,
vgl. Josef Körner: „
Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel
“ (1926), S. 63; zu
Schlegels Reaktion auf Friedrich Schleiermachers Alleingang vgl. auch
seinen Brief an
Rahel Levi
vom 9.12.1805
(ebenda, S. 468) sowie an seinen Bruder
A. W. Schlegel
vom 8.9.1805 (Josef Körner (Hg.): „
Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis
“ (1969), Bd. 1, S.
230: „Schleiermacher fährt übrigens fort in den Einleitungen zum Plato
sich meine Ideen anzueignen, d.h. was mein war für sein zu erklären, daß
es eine wahre Lust ist; er hat viel vom Charakter der Spinne.“).
[Schließen]
Er hat schon als er den Friedrich Schleiermacher:
„Platon-Übersetzung“, Bd. 1,1 (1804)
[Schließen]
ersten Theil des Platon
empfangen hatte an Reimer geschrieben wie er
sich wundre und es von mir nicht erwartet hätte daß
ich seine Ideen benuzt hätte ohne seiner zu
erwähnen, und dergleichen aber doch nicht daß er sich irgend
etwas allein und ausschließend angemaßt
hätte. Er konnte
wissen daß
Reimer
mir den Brief zeigen würde also schrieb ich ihm darüber sehr derb
ihm den Kopf zurechtsezend über die Eitelkeit und
Unwahrheit die schon in seinen damaligen
Aeußerungen lag und ihn an den ganzen Hergang der
Sache erinnernd.
Er antwortete gar nichts darauf, vorwendend (wo ich
nicht irre schrieb Dorothea Schlegel
[Schließen]
seine
Frau
dies an unsere gemeinschaftliche Freundin
Herz)
die Sache nehme die Wendung eines gemeinen Zankes und den
wollte er nicht mit mir führen.
Daß er nun aber diese
Sache ganz hinter meinem Rükken wieder aufwärmt, das thut
mir weh, noch weher aber daß Vgl. Brief
2670,
64 – 66.
[Schließen]er nur noch von einer „Erinnerung an ehemalige Verhältnisse“ etwas
weiß da ich doch ganz derselbige gegen ihn bin, der ich immer war. Schleiermacher hatte sich offenbar entschieden,
die Sache mit Friedrich Schlegel nicht noch einmal anzuschneiden, denn
er schrieb erst am 18.7.1809, ohne ein Wort über diesen Streit um Platon
(vgl. Brief 3296), und antwortete auf einen
Brief Schlegels vom 9.6.1808 (vgl. Brief
2734), allerdings in einem sehr gereizten Ton. Zur Chronologie
des gescheiterten gemeinsamen Platon-Projektes von Friedrich Schlegel
und Friedrich Schleiermacher vgl. „Historische Einführung“, KGA IV/ 3,
S. XV-XXVII.
[Schließen] Ich will ihm in diesen Tagen wieder schreiben
und darum thut es mir noth das bittere Gefühl
loszuwerden um dann ganz wieder in der alten |
Stimmung zu sein.
Deßhalb will ich wenigstens
diese Parthie gleich abhandeln ohne zu wissen ob ich meinen
Brief werde abschikken können. Sie wird etwas weitläuftig
werden, das müssen Sie Sich schon gefallen lassen.
Es muß schon Anno 1798 gewesen sein als Friedrich Schlegel in
unsern philosophirenden Unterhaltungen, in denen Plato nicht selten vorkam
zuerst die
Idee
ganz flüchtig den Gedanken äußerte daß es nothwendig wäre in dem
dermaligen Zustande der Philosophie den Platon recht geltend zu
machen, und ihn deshalb vollständig zu
übersezen. Schon mit der ersten Aeußerung war auch die
verbunden daß dies unser gemeinsames Werk sein müsse. Ich
sagte nicht Nein sondern faßte den Entwurf mit großer Liebe
auf. Daß eine Anordnung des Ganzen nothwendig sei, darüber
waren wir bald verstanden, soviel ich mich aber
erinnere schwankten wir zwischen einer chronologischen und
einer solchen welche mehr darauf berechnet wäre der
gegenwärtigen Zeit den Plato
am besten und schnellsten aufzuschließen. Ich
weiß nicht ob Schlegel damals schon die Einsicht hatte
die mir erst später aufging daß beides eines und dasselbe sein müsse.
Aber darüber waren wir einig daß man die erste wenigstens
suchen und für sich besizen müsse.
Den Phädros
und
Protagoras
an
das Ende
über der Zeileden Anfang
und
die Republik
mit Zubehör an das Ende zu sezen (worin schon das
Unterscheiden dreier verschiedener Massen liegt,
wiewol ich mich nicht erinnere daß dies
in unsern Gesprächen bestimt vorgekomen wäre) darüber waren
wir gleich Eins, und gewiß hat es |
Schlegel zuerst
ausgesprochen da er sich weit mehr mit der Sache
beschäftigte.
Daß Parmenides
ziemlich früh sein müsse glaube ich zuerst gesagt zu haben
und es ihm zum Theil auch durch den Gedanken
anschaulich gemacht zu haben daß
den er hernach fester gehalten hat als ich, daß Parmenides und
Protagoras
in einem Gegensaz des
theoretisch
en und praktisch
en ständen.
mehr ins
über der ZeileDoch
auch dies geschah erst späterhin und
mehr ins Einzelne gingen damals unsere
Unterredungen
über den Plato nicht.
Friedrich fing
an ihn zu lesen; ich konnte nicht dazu kommen, und eilte
nicht weil ich das Unternehmen bei Friedrichs Art als ein sehr
ungewisses auf jeden Fall aber noch weitentfernt liegendes
ansah. Vgl. Brief 791, 37-55, KGA V/3. Darin berichtet
F. Schlegel, dass Wagner Frommann eine Übersetzung angetragen hätte und
man sich gegebenenfalls einen anderen Verleger suchen müsse, wenn
Frommann aus seinem Versprechen Wagner gegenüber nicht herauskäme.
[Schließen]
Friedrich
ging hernach nach Jena
; nichts Platonisches
in unsern Briefen bis er mir plözlich
schrieb Wagner wolle den Platon übersezen, wir
müßten also schleunig unser Unternehmen ankündigen und
zum Werk schreiten;
er habe auch schon mit Frommann so gut
als abgeschlossen.
Dies kam mir sehr unerwartet und ich konnte auch um so mehr
wenige ein ganzes Studium des Plato beginnen weil ich gleich ans
Uebersezen gehen sollte. Vgl. Brief *823, KGA V/3, in dem Schleiermacher
offenbar auch Anorndungsvorschläge macht, Brief 824, 32-35, KGA V/3, in
dem Schlegel eine baldige Anordnung ankündigt sowie Brief 830, 31-59,
KGA V/3, in dem Schlegel noch einmal deutlich macht, dass er sich für
die Einleitung und Vorrede des gemeinschaftlichen Werkes zuständig
sieht.
[Schließen]Ich schrieb also Friedrich
ich müßte auf diese Weise die
ganze nähere Anordnung ihm überlassen und würde
mich in den Einleitungen auf dasjenige
beschränken was jedes Gespräch unmittelbar
beträfe. Ich that dies um so lieber weil
er mir schrieb er sei mit der ganzen Anordnung auf
dem Reinen. Ich dachte wenn sie mir im Einzelnen so zusagte wie
wir in der allgemeinen Idee übereingestimt hatten so sei alles
gut, wo nicht so bliebe mir immer übrig | mich ganz auf das Uebersezen zurükzuziehn und
ihm alle Einleitung zu überlassen. Ich las damals einige Gespräche mit Heindorf.
Zu einzelnen ersten Mitteilungen der Anordnung
vgl. Brief 907, 17-36, KGA V/4, eine kurze Bemerkung und die Ankündigung
einer baldigen „Ladung“ finden sich auch in Brief 922, 35-48, KGA V/4,
etwas ausführlicher zur Anordnung vgl. Schleiermacher an Schlegel Brief
928, 2-43, KGA V/4, Brief 942, 13-21, KGA V/4 gibt Schlegel einige
Hauptlinien seiner Anordnung, die Schleiermacher zu kryptisch sind, vgl.
Brief 949, 2-37, KGAV/4; in Brief 977, 10-15, KGA V/4 kündigt Schlegel
einen tabellarischen Überblick der Anordnung an, in Brief 993, 55-58,
KGA V/4 teilt Schlegel mit, dass er sehr zufrieden mit seinen
Überlegungen zum Platon sei, 73-239 folgt dann der lang angekündigte
Aufriss seiner Überlegungen zur Anordnung.
[Schließen]
Friedrich
wollte den Phaedon
auch
(
zu
über den ursprünglichen Text geschriebenden
wir auch gelesen hatten) zu der ersten Masse
ziehn)
.
Das war mein erstes Bedenken. Ich schrieb ihm wenig
oder gar nicht darüber weil er imer Hofnung machte
nach Berlin zu kommen. Er schrieb auch wenig aber einiges
erinnere ich mich noch von seinen
damaligen Ansichten. Den Phaedon zog
er zu der ersten jugendlich leicht verständlichen
Masse.
Laches
Charmides
Philebus und
Republik wollte er
(wegen der vier Kardinaltugenden)
zu
über den ursprünglichen Text geschriebenals
Ein großes Ganzes ansehn.
Den
Alcibiades I hielt er für eins von den
vollendetsten Gesprächen
den Alcibiades II
und die Leges schrieb er schon dem Xenocrates zu.
Zur Genese der Phädros-Übersetzung vgl. Brief
*967, KGA V/4, Brief 968, 12-24, KGA V/5, Brief 1008, 16-27, KGA V/5,
Brief 1017, 5-9, KGA V/5; zur Diskussion über die Echtheit vgl. Brief
1016, 24-43 und Brief 1019, 12-67, KGA V/5; in Brief 1032, 6-15, KGAV/5
verspricht Schlegel eine Rückmeldung zu Schleiermachers Übersetzung,
kündigt ihm jedoch bereits den Druck an; eine erste Rückmeldung gab
Schlegel in Brief 1052, 1-22, KGA V/5, weitere Anmerkungen werden in
Brief 1064, 19-24, KGA V/5 und Brief 1066, 14-16, KGA V/5 angekündigt;
in Brief 1079, 41-59, KGA V/5 an A.W. Schlegel beschwert sich
Schleiermacher über Schlegels gegenwärtig noch nachlässige Lektüre
seiner Übersetzung und bittet A. W. Schlegel, die ausführlichen
Anmerkungen seines Bruders F. Schlegels an sich zu nehmen und ihm
zuzusenden; in Brief 1115, 5-20, KGA V/5 schickt F. Schlegel seine
Anmerkungen zur Einleitung und notiert ein paar Anmerkungen zur
Übersetzung; zur Bitte um Rücknahme der von F. Schlegel vorgenommenen
Korrekturen im teilweise schon gedruckten Text vgl. Brief *1121, KGA
V/5.
[Schließen]
Unterdeß hatte ich ihm meine erste Arbeit die
Uebersezung des Phaedros geschikt um mir seine
Gegenbemerkungen zu erbitten damit eine Einheit
der
über der Zeilein die
Uebersezung käme nebst einer
Einleitung welche im
wesentlichen dasselbe enthielt wie die jezige.
Zum Streit und zur Übereinkunft mit Frommann vgl. den Brief
1294, 2-11, KGA V/6 an Henriette Herz, Schlegels Brief 1490,
23-109, KGA V/6, in dem Schlegel Schleiermacher von dem gemeinsamen
Projekt entbindet, Reimers Brief 1503, KGA V/6 an Schleiermacher, Schleiermachers Brief 1507, 6-74, KGA V/6 an Reimer, den
Brief von Frommann 1517, KGA V/6 und *1588, KGA V/7 und den Brief
1589, 57-72, KGA V/7 von Georg Reimer.
[Schließen]
Jene Uebersezung gab er wie sie
war weil ihn Frommann drängte
in den Drukk ganz ohne meine Vollmacht. Ich ließ
sie cassiren und mußte die Kosten
bezahlen.
Unterdeß übersezte ich den Protagoras
. Er hatte den Parmenides und
Phaedon übernommen. Endlich kam er im
December 1801 nach Berlin, wohnte bei mir,
lebte sehr zerstreut und ich erinere mich nur einer
einzigen ordentlichen Unterredung über
den Platon.
In dieser trug ich ihm meine Zweifel in Ansehung
des Phaedon vor
und meine | Einwendungen
gegen den Alcibiades I, auch wie ich diesen sowol, wenn er ächt
sein sollte als auch den Laches und
Charmides
nur als Ausflüsse aus dem
Protagoras
ansehn könnte.
Auch vertheidigte ich den Euthydem gegen ihn aus einer Stelle des Sophisten, die sich meiner
Meinung nach auf ihn bezog. Schon hieraus können Sie sehen wie sich damals meine
ganze Anordnung schon gebildet hatte.
Ich hatte mit Heindorf den Parmenides den Theaetet
, den
Sophisten und einige
andre Gespräche für mich gelesen und
daraus sich mir alles bestimmt entwikkelt.
Schlegels
Gegenreden auf meine Reden zeigten mir nun, was
ich zum Theil schon aus
seinen
über den ursprünglichen Text geschriebeneinzelnen
Aeußerungen in Briefen geschlossen
hätte
über den ursprünglichen Text geschriebenhatte
,
daß seine Ansichten sich bedeutend geändert
hatten.
Er verwarf nun alle kleinen Gespräche nebst dem
Menon,
in der Folge hat er dann auch über den Gorgias und das Symposion
das Verdammungsurtheil gesprochen
und meine Verwerfung des
Alcibiades I
stillschweigend angenommen.
Damals wurde es mir nun ganz deutlich daß ich an dem
gemeinsamen Werke nichts würde thun können als übersezen
und alle Einleitungen ihm überlassen müssen. Darum stritt ich mich auch nicht des
Phaidon wegen.
Eine Anfrage von Schleiermacher ist nicht
überliefert, Schlegel antwortet auf die Frage der Reihenfolge zwischen
Cratylos und Sophisten in Brief 1343, 31-34, KGA V/6 sowie noch einmal
in seinem Brief 1490, KGA V/6, in dem er Schleiermacher freie Hand für
einen Alleingang der Übersetzung gibt.
[Schließen]
Späterhin fragte ich ihn noch einmal von
Stolpe aus schriftlich
über seine genaue Meinung vom
Cratylos
weil mir noch nicht
ganz deutlich war ob dieser vor oder nach den
Sophisten zu sezen
wäre.
Ein solches Verzeichnis der Anordnung lässt sich
in den Briefen nach Stolpe nicht finden, vielleicht meint
Schleiermacher, die Chronologie etwas verschiebend, die bereits oben
erwähnte Auflistung in Brief 993, 73-239, KGA V/4.
[Schließen]Zur Antwort beschenkte er mich
ungefordert mit seinem ganzen
Verzeichniß aber ohne irgend etwas über die Gründe
seiner Anordnung weder was jenen einzelnen Fall noch was das
Ganze | betrifft zu
sagen, dergleichen ich überhaupt so gut als gar nicht
von ihm gehört, wenn Sie die ersten leitenden
Punkte abrechnen über welche wir in unsern ersten
Unterhaltungen einig wurden. In diesen aber ein Recht zu reclamiren und eine
Priorität ist das wunderlichste Ding von der Welt denn es
war durchaus ein gemeinsames Denken wie es im
genauesten freundschaftlichsten Verkehr nur
vorkommen kann. Dieses abgerechnet habe ich gar
nichts von ihm, und auch im Einzelnen nichts mit ihm gemein. Für die Stelle welche wir dem Phädros anweisen habe ich
ihn nie etwas anderes anführen gehört als den Styl und die alte
Tradition.
Vgl. Brief 1366, 26f., KGA V/6 sowie die
Einleitung zum Parmenides von Schlegel in: KFSA XVIII, S.
531-537.
[Schließen]Was er über den Parmenides gesagt mögen Sie Selbst sehen aus
seiner Einleitung, die er schon für den Drukk an Frommann geschikt
hatte , und dieser mir abschriftlich
mittheilte. Ich schikke Ihnen diese, entweder mit diesem Briefe
oder gelegentlich zur Ansicht. Sie werden sehen wieviel
ich aus einer solchen Ansicht kann genommen haben. Den
durchaus unkritischen Gedanken über den Phaidrus hatte ich in die
Einleitung nicht aufnehmen wollen und er flikte
ihn also hier ein. Auch
werden Sie Ihre Konjectur dadurch bestätigt finden.
Was sonst das Einzelne betrift: so
erinnere ich mich, daß als er seine große Richtung noch
nicht vorgenommen hatte er den
“umgestellt aus Menon auf den
Gorgias
[Schließen]umgestellt aus „Menon auf den Gorgias “ ist eine Textanmerkung, die versehentlich in den Brieftext
gedruckt wurde.
[Schließen]
Gorgias auf den Menon
folgen ließ und beide nebst dem Laches und
Charmides in seine dritte Periode der höchsten Vollendung und
Klarheit sezte, nach
lies: Sophistes
[Schließen]Sophister
und
Politicus und
Symposium.
Dies fiel freilich
weg als er alle diese Sagchen verwarf aber es geht daraus
unwidersprechlich hervor, daß die ganze
Eintheilung in verschiedne Massen und Perioden
für ihn eine ganz andere Bedeutung hatte als für mich. Bringen Sie
nun in Anschlag wie meine Anordnung durchaus zusammen
hängt mit dem aufgestellten Charakter der verschiedenen
Perioden (worüber ich nie etwas ähnliches von ihm gehört
| sondern ihm schienen nur die
verschiedenen Grade der schriftstellerischen
Vollendung die leitende Idee gewesen zu sein) und mit den
Beweisen und einzelnen historischen Spuren aus Einem Stükk
ist, wie ich mir schmeichle: so werden Sie aus dem allen
selbst abnehmen wieviel Recht Schlegel hat sich diese Anordnung
als sein Eigenthum anzueignen
zurükzufordern, auch nur im Ganzen, viel weniger
auch
über den ursprünglichen Text geschriebennoch
im Einzelnen, worüber ich gewiß gar
nie irgend etwas tüchtiges oder brauchbares von
ihm gesehn oder gehört habe.
Als ich ihm bei seinen Verwerfungen die
Citationen in unbezweifelten Aristotelischen
Werken entgegenhielt, schien er über das
chronologische und persönliche
Verhältniß des Aristoteles zum Platon entweder im Dunkeln zu sein oder es à la
Ast
zu vernachläßigen.
Vgl. Brief 1218, 19-31, KGA V/5 und später in
Brief 1343, 29-31, KGA V/6.
[Schließen]
Was den Timaeus
betrifft so hat er mir geschrieben, er
sei von einer gewissen Stelle an (ich müßte erst seine Briefe
nachsehen um sie anzugeben)
untergeschoben, weil von da an Ideen
vorkämen, welche offenbar Aristotelisch
wären.
Ich zweifle ob er, damals
wenigstens, in dieser Beziehung den Aristoteles durchlaufen hatte,
um sicher zu sein, daß dieser nicht auch jenes
untergeschobene Stükk anführe.
Als
Friedrich das Werk
selbst aufgab, Vgl. Brief 1490, 42-46, KGA V/6; Schleiermachers
Ankündigung der Übersetzung des Platon mit dem Hinweis auf Friedrich
Schlegels zu erwartende „Kritik des Platon“ erschien am 12. November
1803 im Intelligenzblatt der
„Allgemeinen Literatur-Zeitung“
(Nr. 212, Sp. 1732f.), wieder abgedruckt in Hans Eichner:
„Friedrich Schlegel im Spiegel seiner Zeitgenossen“, Bd. 1 (2012), S.
578f.
[Schließen]schrieb er mir er wolle die Resultate seiner
Forschungen über den Platon in einer sehr bald zu erwartenden Kritik des Platon zusammenfassen,
die ich dann auch gutmüthigerweise in
meiner Ankündigung des deutschen Plato mit angekündigt habe.
Wollte ich nun nachher nicht etwas
Besonderes schreiben: so mußte ich, soviel mir bekannt
war, auf seine Fantasien wenigstens an den Hauptstellen
Rüksicht nehmen; aber nennen konnte ich ihn doch unmöglich
dabei!! Machen Sie aber hieraus nicht etwa den Schluß, er
sei verdrießlich diese seine Kritik durch meine
Bearbeitung theils überflüßig theils unpassend gemacht zu
sehen. Sondern es ist ihm rein so Ernst wie er | es
sagt. Er hat
mich zu gering angesehen und sich eingebildet mir mehr
gegeben zu haben als er hat. Je mehr ich korr. v. Hg. aus: ihmim
einzelnen vielleicht Recht habe gegen ihn desto mehr Werth
legt er auf die erste Idee und glaubt diese allein gehabt
zu haben, nur seiner Gedanken in ihrer Vollendung sich
erinnernd und nicht des Einflusses, den ich doch auch auf
diese gehabt. Ich überzeuge mich in dieser Hinsicht weniger
Persönlichkeit zu haben als er, allein es kann mir doch
nicht gleichgültig sein, ob er vielleicht nach meinem Tode
eben so zum Publicum spricht, wie er zu Creuzer
gesprochen hat.
Daher werde ich doch Gelegenheit suchen müssen in
der Charakteristik des Platon, die ich
nach Vollendung der Uebersetzung als Anhang zu geben
denke in der Vorrede wenigstens das Nöthige
über die lies: Geschichte
[Schließen]Geschiche des Werkes beizubringen.
August Boeckh: „Platons Werke von Fr. Schleiermacher“ , in: „Heidelbergische
Jahrbücher der Literatur“, 1. Jg., H. 1 (1808), S. 81-121, vgl. Brief 2630, 36–51.
[Schließen]
Auf diese habe ich denn auch manches verspart was Sie in Ihrer
Recension an mir vermissen,
was ich aber in den Einleitungen nur
übergangen habe theils weil es sich aus
einem einzelnen Gespräch nicht darstellen läßt
theils weil ich die Aufmerksamkeit nicht nach zu vielen Seiten
zerstreuen wollte, theils auch weil ich
zuversichtlich darauf rechnete daß mir während der
Arbeit noch neue Aufschlüsse kommen würden.
Dahin
gehört unter andern alles historische über
einzelne Dogmen, und so auch eine kritische
Zusammenstellung aller Mythen.
Was jenen Punkt betrifft so glaube ich
eines
über den ursprünglichen Text geschriebeneine
Hülfe wie Spalding
Buttmann
und
Heindorf sie
mir im gramatischen leisten nicht in dem gleichen Grade zu
bedürfen, und ich hoffe die Folge soll Sie hierüber außer
Sorgen sezen.
Was den Mythos im
Phaedrus
besonders betrifft so habe ich zuerst keinen solchen Glauben an
die Philolaischen Fragmente wie Sie. Eher halte ich was unter unbekanteren
Namen geht a priori für ächt habe aber die größten Zweifel gegen
alles sich für als Pythagoräisch ausgebende was Aristoteles, wo sich die
Veranlassung dazu doch aufdrängt, nicht anführt.
Dies ist für diese ganze
Sache fast der | erste kritische
Kanon. Ueberdies kann ich keine Bekanntschaft
des Platon mit pythagoräischen Schriften vor seiner Italischen Reise zugeben,
ohnerachtet Pythagoristen,
erden(?)shaftes Auskehricht des
zerstörten Bundes aus der exoterischen Klasse, freilich weit früher in Athen komödiert worden ist, dies sind zwei ganz
verschiedene Gegenstände.
Die erste Masse dieses Briefes hat nun leider ein Paar Monate gelegen;
sogar die Messe habe ich vorbeigehen lassen, so daß ich
Ihnen nun nicht einmal jene schöne Einleitungzuschikken kann. Doch
das geschieht gelegentlich;
so wie ich auch hoffe noch öfter auf Ihre Recension zurükzukommen. Noch über manches Einzelne darin
wollte ich Ihnen besonders sprechen, aber es ist mir in
diesem Augenblik nicht gegenwärtig und auf den
Augenblik kommt es nun an denn ich reise Morgen auf einige Wochen
nach Rügen
und kann dies nicht wieder
unvollendet und unabgesendet liegen
lassen. Nach meiner Rükkunft gehe ich an die lezte Arbeit
des Friedrich Schleiermacher: „Platon-Übersetzung“,
Bd. 2,3 (1809). Den Fortschritt in der Übersetzung notiert
Schleiermacher in seinem Tageskalender 1808 und 1809.
[Schließen]
neuen Bandes
und finde gewiß
davon
über den ursprünglichen Text geschriebendabei
Veranlassung Ihnen bald wieder zu schreiben.
Die Platonische Kritik wächst mir
übrigens mächtig über den Kopf, und ich werde
bald, schneller als einem das sonst in der Theologie zu
begegnen pflegte, ein Hyperorthodoxer sein.
Heindorf
will nun den
Kriton
gar nicht mehr, auch nicht auf meine vielen
Bedingungen, gelten lassen, und auch den Menexenos spricht er weit
unbedingter ab als ich.
Kaum werde ich dieses anders zu be | handeln
wissen als auf gleichem Fuß mit dem Alcibiades I.
Eine solche Akrisie aber wie die Astische
ist mir lange nicht vorgekommen; dabei steht dem Mann das
Vornehmthun ganz köstlich. Ich denke nicht sobald wieder
etwas von ihm anzusehn. Vgl. Brief
2680,
7 – 21.
[Schließen]
Eichstaedt klagt mir sehr jämmerlich daß er
beide Recensionen die Ihrige und
die Astische veranlaßt und nun selbst
keine habe.
Die Ihrige hätten ihm die
„Heidelbergischen Jahrbücher der Literatur“
[Schließen]
Heidelberger
abgeworben
[Schließen]debauchirt
und die Astische hätte er früher nicht
gemocht. An lezterem
hat er dann sehr recht gethan.
Es handelt sich um August Boeckhs Sammelrezension
zu den Platon-Büchern von Johann Friedrich
Herbart, August Ferdinand Lindau
und Johann Josua
Stutzmann, sie erschien in: JALZ, Bd. 3 (1808), Nr. 224,
Sp. 561-568, Nr. 225, Sp. 569-576, vgl. auch August Boeckh: „Kleine
Schriften“, Bd. 7 (1872), S. 80-98, vgl. Brief
2630,
111 – 115.
[Schließen] Den Scherz den Sie mir versprochen in der Jenaer
Zeitung habe ich auch noch nicht
gefunden. Aber ich kann Niemand zureden in jener
Zeitung zu recensiren, es ist mir selbst höchst widerlich;
großentheils sehr schlechte Geselschaft, und alle
Augenblikke ergeben sich die Leute einmal dem Teufel
umsonst.
„Heidelbergische Jahrbücher der Literatur“, vgl.
Brief 2576, KGA V/9.
[Schließen]Freilich habe ich auch Marheineke und Ihnen
der
Jahrbücher wegen noch nicht geantwortet;
aber ich denke Sie sezen
voraus qui tacet consentire videtur, und wer
wollte nicht gern an einem solchen Institut
theilnehmen.
Die
über den ursprünglichen Text geschriebenEine
Recension über
Christoph Friedrich von Ammon: „Religionsvorträge im Geiste Jesu“, wohl Bd. 1-2
[Schließen]Ammons
ReligionsVorträge würde ich schon eingeschikt haben wenn nicht der eine Band
des Werkes unter Bücher verpakt gewesen wäre die in Halle zurük
geblieben waren, die ich alle Augenblikke erwartete und jezt erst
bekomen habe. Es handelt sich wohl um eine Rezension von
Heinrich Eberhard Gottlob Paulus: „Kommentar über das neue Testament“,
ev. den 1808 erschienenen Zusatzband.
[Schließen]
Mit dem Paulus aber müßte
sich doch die Redaction gedulden können
bis andere Beschäftigungen mich veranlaßten ihn zu gebrauchen,
sonst möchte die Sache doch zu viel Zeit
kosten.
| Wenn dies der
Redaction nicht bequem und angemessen ist so
wird sie mich verbinden wenn
sie das Werk einem andern übergiebt: vielleicht findet
sich sonst etwas der Art was ich eher fertigen
kann.
Zu Schlegels Rezensionen vgl. Boeckhs positives Urteil in Brief 2630, 51–56.
Schleiermachers Fichte-Rezension erschien in der JALZ 4. Jg., Bd. 1
(1807), Nr. 18-20, Sp. 137-160; vgl. KGA I/5, S. 119-152. Schlegels
Reaktion auf Schleiermachers Fichte-Rezension lässt sich in Briefen an
Schleiermacher nicht belegen, ev. schrieb er dieses Urteil an Georg
Reimer, denn gegenüber Reimer äußerte Schlegel bereits 1806 sein
positives Urteil über Fichtes Werk, wie Reimer an Schleiermacher
berichtete, vgl. Brief 2208, 51-58, KGA V/9. Schlegel schrieb
seinerseits 1808 eine Fichte-Rezension in: „Heidelbergische Jahrbücher
der Literatur“, 1. Jg, 1. Abt. (1808), S. 129-159, vgl. Friedrich
Schlegel, KFSA VIII, S. 63-85, zu der sich Schleiermacher wiederum in
dem Brief 3296, 28–34 an
Friedrich Schlegel recht polemisch äußert.
[Schließen]Schlegels Recensionen in den
Jahrbüchern sind von großer Milde, aber
schon sehr durchscheinendem
Katholicismus, und eigentlich wol
weniger klar und sicher als sie den Meisten
vorkommen werden. Auch bei dieser Gelegenheit hat Schlegel
auf mich sticheln wollen in einem Briefe in dem er
sagte „Fichte werde wol mit ihm auch
[...](?)
über der Zeilenicht
zufrieden sein; aber er habe doch wenigstens
überall die Würde behauptet die der
Gegenstand erfodre.[“]
Karl Daub: „Ueber das theologische Element in den Wissenschaften, besonders in
der Theologie selbst“, in: „Heidelbergische Jahrbücher der
Literatur“, Bd. 1 (1808), S. 3-33
[Schließen]
Einiges merkwürdige, wie die große
Abhandlung von Daub, habe ich noch nicht
gelesen. Ganz geheuer und fest
f
über den ursprünglichen Text geschrieben begründet
scheint sie mir auch nicht zu sein, wiewol
vortrefliche Sachen darin stehn.
Vgl. Brief
2670,
7 – 36.
[Schließen]
Ich möchte Ihnen auch ungern beistimmen
wenn Sie in dem Verfahren der Herren Daub und
Schwarz in Ansehung meiner etwas zu finden glauben, was
man lieber nicht sieht und nicht nennt. Es kann ja
gar wol sein, daß sie mit De Wette
zusammen alles was dort erfordert wird auszufüllen
sich überzeugt hatten und daß sie manches störende
erwarten wenn ich mit dem
u [...](?)
über den ursprünglichen Text geschriebenmeinigen
noch dazu käme. Dergleichen muß man wirklich mit der größten
Milde beurtheilen.
Ganz ein andres aber ist es mit Herrn Ewald. Da kann man
Höchstens dem Unverstand zu Gute halten was
vielleicht die Schlechtigkeit
ausgebrütet hat.
Desto mehr freut es mich daß der brave Creuzer
sich so lebhaft für mich interessirt hat. Danken
Sie ihm in meinem Namen recht herzlich
dafür.
Friedrich Schleiermacher: „Herakleitos der
dunkle, von Ephesos“, in: „Museum der Alterthums-Wissenschaft“, Bd. 1,
H. 3 (1808), S. 313-533 und „Gelegentliche Gedanken über Universitäten
in deutschem Sinn“ (1808), vgl. Brief
2663,
2 – 31.
[Schließen]Was seine historischen Bemühungen in der
Philosophie betrift so bin ich ganz
Ihrer Meinung. Die Bildung durch die
Neuplatoniker tritt darin | sehr einseitig hervor, und da diese keine
reinen Hellenen waren so faßt er eben deshalb auch
alles ältre zumal weniger in seinem wahren
Charakter auf.
So werden freilich auch unsere Heraklite
sehr verschieden werden.
Der meinige ist nun,
für dies mal, was mich betrifft fertig, nur den
Druk lasse ich noch unvollendet zurük. Etwas
schwerfällig, wie ich pflege, werden Sie auch
dieses finden, und für Ast
wird es wieder einzeln zusammengeforscht sein
nicht aus der TotalAnschauung der
Hellenischen Philosophie, die freilich nur der Kundige über der Zeiledarin
erkenen wird, aber die auch in dem philologischen Museum äußerlich
wenigstens nicht dominiren durfte.
Kommt mir nun Creuzer
noch mit
vielen Fragmenten die ich zurükgelassen, so
werde ich einen kleinen Schrek haben des
unerwarteten wegen. Aber daß ich einige Irrthümer glüklich
beseitiget und einige Dunkelheiten aufgeklärt wird er mir auch
so wol nicht abstreiten.Ist Ihnen meine kleine Schrift über Universitäten
etwa zu Gesicht gekommen? Diese ist nächst dem
Heraklit so ziemlich alles was ich den
Winter producirt habe.
Ihre Grüße habe ich bestellt bis auf den an
Madame
Herz den ich selbst bestellen will denn sie ist seit mehreren Monaten auf Rügen wo ich sie nun zu sehn
gedenke.
Leben Sie
wohl! Die Zeit drängt mich gewaltig. Bald sollen Sie
wieder von mir hören.
B. d 18. Jun. 8.
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Heindorf meint Sie hätten schon die Antwort. Er hat in diesen Tagen
seit langer Zeit wieder einmal Blut gespien, aber
ich denke es ist nicht
gefährlich
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