Welch einen Schaz haben Sie uns gesandt durch unsre  Henriette Herz hatte kurz zuvor eine Stelle als Erzieherin bei Charlotte von Kathen in Götemitz angetreten. [Schließen] Herz , lieber Schleier, Sie müßen  korr. v. Hg. aus: Siesie nun entbehren, aber sie bleibt Ihnen auch – ach dann entbehrt sichs wohl gerne wenn mans nicht verlohr auf immer –?

Seit 8 Tagen bin ich nun auch hir und es ist mir so wohl in dem Leben mit der theuren Jette! zum eigentlichen Sprechen kommen wir nicht viel – aber ich mag sie schon so gerne an sehen lieber Schleier!  Das Zitat stammt aus dem Gedicht Friedrich Schillers: „Das Mädchen aus der Fremde“ (1796) (“Beseligend war ihre Nähe“), in: „Musen-Almanach für das Jahr 1797“, S. 17f. (Friedrich Schiller, „Werke. Nationalausgabe. Bd. 1: Gedichte in der Reihenfolge ihres Erscheinens. 1776–1799“ , hg. von Julius Petersen und Friedrich Beißner, Weimar [1943] 1968, S. 275).  [Schließen]beseligend ist ihre Nähe“!

Wenn sie wieder von uns geht – daran will ich nur gar nicht denken – sonst – Jette wird es Ihnen wohl ein mal sagen – wie man hir für sich selbst bestehen muß – wie niemand, nun Ehrenfried von uns gegangen ist – niemand da ist der einem Etwas giebt – lieber Schleier und wer nun einen solchen Schaz in sich hat, wie zB. Jette, der mag dabei bestehen können und weiter kommen – aber – so ists nicht mit vielen – und immer beßer soll es doch werden – dies Verdumpfen – dies zurück finden – o mein Gott | 36v wie traurig – Wollen Sie nicht bald ein mal schreiben? wollen Sie mir nicht antworten auf meinen Brief?

Lieber Schleier, ich kenne   Anne (Nanny) Schleiermacher  [Schließen] Nanny nun auch, ich habe das kleine Blatt gelesen was sie an Jette schreibt, und sie um das Schachbrett bittet, grüßen Sie Nanny von mir, wollen Sie woll?

Ich mögte Ihnen so gerne auch etwas schicken mit dieser Gelegenheit, aber ich weiß gar nichts, das ist recht vatal –

Morgen kömt Jettchen mit den süßen  Kinder des Johann Ehrenfried von Willich und der Henriette von Willich [Schließen] Kindern her, lieber Schleier, wann werden Sie sie einmal sehen! die Jette ist ein himlisches Kind, und der Junge o er wird treu und gut wie Ehrenfried –!!

Lieber Schleier, wenn Sie uns doch ein mal näher kämen – oft erwacht eine dunkle Ahnung dieses Glückes in mir, aber wenn ichs dann überdenke so sehe ich wieder keine Möglichkeit – Wenn Sie hir in unserm Lande Prediger währen – aber, bis Sie 50 Jahre alt sind, wollen Sie lehren – ach dann ist ja das Leben ganz, oder beinah hin –

Na – nur immer hin, von einem Tage zum Andern in stiller Ergebung das ist das beste –

Adieu lieber Schleier! guter lieber Schleier!

Ihre Luise

Zitierhinweis

2700: Von Luise von Willich. Wohl Götemitz, Mitte oder Ende April 1808 , ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0006529 (Stand: 26.7.2022)

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