den 3 Febr.
Wenn ich in deiner Lage wære, lieber Schleiermacher! so würde
ich gewiss eben so handeln wie du, aber denke dir
meine! Wann und ob etwas in Preussen wird, ist höchst ungewiss – wenn aber auch
etwas würde, ist es doch noch ungewisser, ob man mich
berufen wird[.]
Vgl. wohl Brief
*2615. Schleiermacher
erhielt diese Information aus einem Brief von Vater vom 19. 1. 1808,
vgl. Brief
2612,
24 – 31.
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Du sagst, dass
man in Halle, diejenigen Professoren, die nicht da geblieben
sind, als abgesezt, ansieht, aber werden nicht
Hallischen Professoren in Preussen
als Fremde angesehen, die man erst wieder berufen
will?
An dich hat man sich gewandt, von mir ist vielleicht
die Rede gewesen, auf welche Weise ist dir wie mir
unbekannt. Dabei haben die
Vermögenden Gesinnungen geäussert, die für mich nur wenig
gutes versprechen. Ich habe
Niebuhr
gesprochen, er warf mir nur vor, Vgl. Sachanmerkung in Brief
2610,
27 f..
[Schließen]dass ich die Anstellung in Dännemark nicht
angenommen habe
–, und ich halte mich für überzeugt, dass,
obgleich kein Mensch ruhiger, mehr geneigt sein
kann sich einer stillen wissenschaftlichen
Forschung zu überlassen wie ich, so wird man dennoch, auch
in Preussen, meine geäusserte
Gesinnung, als diejenige eines
unruhigen Kopfs ansehen,
man wird die Aufopferung, die ich Preussen und meiner wissenschaftlichen
Freiheit gemacht habe wenig schätzen, so wie man von meinen
eigentlichen Bestrebungen, ohne allen Zweifel nur sehr
geringe Vorstellungen hat.
Und auf diese Unwahrscheinlichkeit, dass man für mich das Geringste thuen wird, wenn man es auch könnte, bei dieser Ungewissheit ob man auch etwas für mich thuen könnte, wenn man es auch wollte, sollte ich das Schicksahl meiner Familie gründen, nachdem ich über ein Jahr von der Güte fremder Menschen gelebt habe?
Du muss wissen, dass ich in 3–4 Wochen die hiesige Gegend verlassen muss – wo ich dann hingehen soll, das ist die Frage –
Du wirst mir ohne allen Zweifel selbst rathen nach Halle zu reisen, und ich bitte dich daher recht sehr, mir die Verhaltungsregeln mitzutheilen. | 18v
Die hiesige Gegend muss ich verlassen – denn Rumohr zieht nach München , und ist so sehr mitgenommen, durch die fürchterliche Hannöversche Contribution, dass er sich sehr einschränken muss –
Ich gebe bei dem allem Preussen nicht auf, ich glaube nur, dass ich muss, und gestehe, dass ich sehr wenig Hofnung von der Seite habe –
Dass Reichardt
Directeur general des spectacles et
des orchestres mit 8000 Livres Gehalt
geworden ist, weiss du. Er wagt es aber doch nicht mich
irgend etwas zu – „Haltet ja recht fest an München“, schreibt er.
Vgl. Sachanmerkung in Brief
2610,
34 f..
[Schließen]Von dort her habe ich noch immer die schönsten Versprechungen, und
gebe, wie du begreifen kannst, die Aussicht nicht
auf. Vielleicht bezahlt man dort schlecht, aber die Leute
leben doch – Ich frage dich aber
ernsthaft, was soll ich gegenwärtig, wo ein jeder Mensch
für seine eigne Erhaltung besorgt ist, wo ich hier und
allenthalben jedermann im Wege stehe, thun?
In einigen Wochen gehe ich also nach Halle – Ich wünschte es Morgen schon thun zu können –
Vgl. Steffens: „Beiträge zur inneren
Naturgeschichte der Erde“, 1801, S. 177-196.
[Schließen]Durch die Versuche, die ich aus einem Briefe von Paris in Hamburg
erfuhr,
ist die Metallität der Steinstoffe bewiesen. Ich habe sie bewiesen in den
Beiträgen (lies dort die fünfte Abtheilung wenn ich recht
erinnere) – Wie schön wäre es, wenn irgend jemand darauf aufmerksam
machte, denn von nichts war ich inniger überzeugt, und über
nichts bin ich mehr – von Freunde und Feinde – angegriffen worden – Doch
wer denkt an einen andern. Ich gebe einen jeden, was ihm
gehört, mit übertriebener Ehrlichkeit, von mir
raft man zusammen, was man kann, ohne mich zu nennen – wo
der Vortheil bleibt ist klar –
Möchtest du nie empfind
–
Lebe
wohl, lieber Freund! und antworte mir ja bald. Vor einigen Tagen habe ich
Johanna Steffens
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Hanne
hergebracht. Sie lebt wohl –
Clara Steffens
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Clärchen
kränkelt.
Grüss
Anne (Nanny) Schleiermacher
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Nanny
Ich finde, dass der Herr Harschleben und der Herr Fink für die kleine Gefälligkeit mir nicht vollends ein Jahr 20 Friedrichsd’or geliehen zu [haben] mit 19 Rthr. über die Maasen bezahlt sind, und gebe meinen Freund den Herrn Professor Schleiermacher die Vollmacht, dass Douceur von fünf Thaler, welches der Herr Harschleben noch fordert, abzuschlagen.
H SteffensZitierhinweis
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