den 20ten Januar 1808.
Es ist ungewiss, ob der Sendung ein Brief beilag, für den
Zeitraum ist kein Brief bekannt, vgl. Simon Gerber und Sarah Schmidt:
„Das doppelte Lottchen“ (2013), S. 144.
[Schließen]Ohne daß Sie es wollten mein lieber Freund, ist mir Ihr liebes
Geschenk doch grade am Juhlklapps Tag gekommen,
und noch dazu ging es recht wunderlich
damit zu.
In Magdeburg hatte man statt den
Musikalien, Gott weiß waß für verbotene Dinge
in dem Päckchen vermuthet, es war also dort
angehalten,
und mit einem Briefe des Claude Ignace François Michaud
[Schließen]dortigen Gouverneurs
an
den Pierre Thouvenot
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hiesigen
, mit der Militairpost, überschikt.
Der Gouverneur (welcher nicht deutsch spricht) ließ
also (wie immer in solchen Fällen) meinen
Cummerow
, der sehr fertig im französischen ist, holen. Schon die
Entdekung welcher dieser dadurch machte daß er
mich als seine Frau anzeigt, macht den
Gouverneur vielen Spaß, und als nun vollens mein Cummerow
mit den Worten „meine Frau führt nur musikalische
Correspondenzen“ das Päckchen öffnet,
und sich wirklich Musikalien darin finden,
so hat man denn vollends darüber gelacht.
Jetzt meinen besten Dank für dies liebe Geschenk, indessen haben Sie damit doch meinen Kräften zu viel zugetraut. Ich kann mich nur jetzt noch als Geschenk von Ihnen darüber freuen. Beethoven ist gewiß (darüber bin ich mit Ihnen | 12v einig) der verdienstvollste Künstler unsrer heutigen Zeit, aber er ist auch der schwerste, und ich achte ihn zu sehr um ihn zu mishandeln. Ja [ich] kenne unter allen welche um mich herum Musik treiben, nur Eine von der man mit Überzeugung sagen kann sie weiß den Beethoven recht ordentlich zu spielen. Gelingt es mir noch einst eine solche Stuffe in der Musik zu erreichen daß ich es wagen kann Gebrauch von Ihrem lieben Geschenk zu machen, so soll mein Fleiß mich über alle Mühe hinwegtragen und ich werde unermüdet darin fortgehen, jetzt aber ist mir dies Ziel noch sehr ferne, und leider wohl auch für immer unerreichbar.
Von mir selbst kann ich Ihnen wenig sagen, so wie ich über vieles schweigen muß. Hier werden jetzt alle Briefe geöffnet und gelesen, es ist ein Officier auf dem Posthause zu diesem Geschäft einquartiert. Vielleicht ist dies eben so bej Ihnen
Die frohe Aussicht welche Sie mir geben daß vielleicht der nächste
Sommer mich mit Gemeint ist Henriette Herz .
[Schließen]Ihrer Freundin
bekannt machen soll, ist allerdings sehr
schön, doch werden Sie es nur natürlich finden wenn ich Ihnen sage daß
ich mich noch mehr zu Ihrem Wiedersehen freue. Da aber die
jetzige | 13 Zeit überhaupt reicher
an verfehlten als an erreichten Wünschen ist, so will ich
lieber der Hoffnung noch nicht zu viel Raum geben.
Mein Cummerow
ist wohl,
meine Lotte wächst heran und wird gut,
auch bildet sich ihr Geist leichter und freier als
ich es früher zu hoffen wagte, und lebhafter ist
sie auch geworden. Für Musik zeigt sie kein Intresse, aber
auch keinen Widerwillen, dies war in eben dem Alter auch
mit mir der Fall, und so lasse ich sie denn immer
weiter fort gehen, auch spielt sie manches schon ganz artig
auf ihrer kleinen Harfe. Von
Jettchen weiß ich Ihnen nun nur zu sagen daß ihre Kinder des Johann Ehrenfried von Willich und der
Henriette von Willich
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Kinder
sehr krank gewesen, doch jetzt wieder besser sind. Alle sind noch in Poseritz
, sie hat mir lange
nicht geschrieben.
Vor etwa 4 Wochen reißte ein französischer Officier
Nahmens Capitain Pissaut .
Er logirt bej den Buchhändler
Warnitzer(?)
in
Berlin
, er ist ein sehr gefälliger
Mann. Sollten Sie etwa einiges hierher zu besorgen haben so
wird er es gerne bestellen wenn Sie ihm sagen daß diese
Anweisung von mir kommt, und ihm dabej einen Gruß von mir
sagen. Seine dortigen Geschäfte werden bald beendigt sejn,
und dann geht er auf hier zurück.
Vielleicht erhalte | 13v
ich doch wenigstens einen Brief von Ihnen durch ihn.
Meine gute Friedrike ist wohl mit ihren Kindern und grüßt Sie herz lich.
Sagen Sie mir doch bald wie es Ihnen geht, ob Sie in Berlin bleiben werden, und waß ich in Hinsicht Ihrer, und der Reise Ihrer Freundin, für diesen Sommer hoffen kann .
Leben Sie wohl mein theurer Freund.
LotteZitierhinweis
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