Sr / Des Königlichen Staatsministers / Herrn Grafen zu Dohna / Excellenz / Königsberg [Rückseite]

B. d. 12t. Merz 1814.

Noch kein Wort habe ich Ihnen gesagt theuerster Graf seit dem Tode unseres unvergeßlichen herrlichen Grafen Louis. Wie ich ihn gefühlt habe und noch fühle wissen Sie gewiß und werden durch mein Schweigen nicht irre daran geworden sein. Doch Sie wissen es auch nicht, denn niemand weiß es, auch Er selbst wußte es nicht wie sehr ich ihn geliebt und verehrt habe. Sein Bild bleibt uns ein theurer trauriger Schaz, aber gewiß segens reich stärkend aufheiternd wie sein Leben es war.   In dem kleinen Auf saz dessen Abdruk nach tausend Nachläßigkeiten und Verzögerungen endlich fertig ist habe ich mehr Sie und die Ihrigen reden lassen als selbst gesagt, und daran gewiß sehr wohl gethan; das Herz war mir zu voll, die Zunge ganz gelähmt. Es ist, troz meiner genauen Correctur, ein scheuß licher Drukfehler stehn geblieben der es unmöglich macht den Sinn zu errathen. S 5. Z. 3 und 4 soll es heißen „auf irgend etwas in der Welt Verlaß sei“. Sie werden seine Wittwe bei Sich haben; das ist gar schön. Es wird auch Ihnen sehr wohl thun von so theuren Gegenständen zärtli cher Sorge umgeben zu sein; und ich hoffe es soll daraus eine große Bereicherung Ihres Lebens entstehen wenn Sie erst wieder in den Hafen eingelaufen sind, was ich Ihnen – wenn sich nicht alles so ändert, daß ein Mann von Grundsäzen wieder Freude am öffentlichen Dienst haben kann, woran ich doch verzweifle – von Herzen wünsche.

Was für eine liebe Erscheinung war uns hier Graf Friedrich. Er hat noch sehr gewonnen durch diese Zeit. Frei und groß sind seine Ansichten höchst liebenswürdig sein Betragen; er ist ein Ritter wie man es im Stil dieser Zeit sein muß. Sein Sie nur recht glüklich in Sich und in allen den Ihrigen; Sie haben es hohe Ursach. Die Meinigen empfehlen Sich Ihnen herzlich.  Ich freue mich, Graf Wilhelm bald von Ihnen erzählen zu hö ren.   Ganz

der Ihrige Schleiermacher

Unsere Freundin ist sehr wohl.

Zitierhinweis

4016: An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 12.3.1814, ediert von Sarah Schmidt und Simon Gerber. In: schleiermacher digital / Briefe, hg. v. Simon Gerber und Sarah Schmidt. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin. URL: https://schleiermacher-digital.de/S0007459 (Stand: 26.7.2022)

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