Mittwoch d 15t. Merz. 9.
17.
Sachanmerkung:
Ich ... beide aufgeschnitten.] Vgl. Brief
3123 und Brief
3126.
Freundin] Henriette Herz
[Schließen]Ich habe wieder recht lange auf deinen Brief warten müssen liebste
Jette;
erst Gestern bekam ich ihn über Stettin, eben so einen von unserer
Freundin
– aber was mir höchst fatal war beide aufgeschnitten.
Freilich da sie mit Cummerows Siegel wieder zugemacht
waren habe ich einige Hofnung daß sie eigentlich niemand
gelesen hat denn ich traue es ihm zu daß er unsere
Correspondenz nur zum Schein öfnet aber das ist doch unsicher und es
bleibt mir höchst unangenehm zumal ich mich des
Gedankens nicht erwehren kann Vgl. Brief
3136. [Schließen]daß es meinem lezten Briefe an Dich in dem
allerlei über den Krieg stand auch so möchte
gegangen sein.
Vgl. Brief
3115. [Schließen]Uebrigens glaube ich nicht daß Briefe von Dir
verloren gegangen sind denn seit
langer Zeit weiß ich nur einen Posttag
nemlich den 3ten Merz wo ich
keinen Brief von Dir gehabt habe und ich habe
damals nichts bemerkt was mir als Lükke aufgefallen
wäre.
Ehrenfried von Willich (d.J.), vgl. Brief 3123. [Schließen]Ich glaube dir gern daß es mit Friedchens Krankheit nichts zu sagen hat und ängstige mich auch gar nicht; allein, wenn nicht etwa noch Bakkenzähne dahinter sind, wovon Du Dir gar nichts merken läßt, so fiebert er mir doch zu viel. Es ist nun seit ich fort bin schon das dritte oder vierte Mal. Entweder muß es an der Luft liegen oder an der Diät und ich will doch sehr wünschen und wir wollen alles dazu thun daß das hier ein Ende nimmt. Wenn ich auch gar nicht glaube daß es auf den Körper einen bleibenden Einfluß haben wird so stört es doch die ruhige Fortentwikelung des Geistes sehr – und nun gar an deine | 39v geplagten Tage und schlaflosen Nächte dabei liebes Herzensweib mag ich gar nicht denken. Kurz Junge und Mädchen müssen mit Gewalt gesund werden im Kanonier-Hause. Neulich war ich in Gesellschaft mit Meyer, meinem Arzt. Er erwähnte zuerst meines Bräutigamsstandes und gratulirte mir; da empfahl ich denn schon Frau und Kinder seiner ärztlichen Fürsorge im voraus. Vgl. Brief 3123. [Schließen] Schön ist es nur daß du doch die Nacht vor deinem Geburtstage wieder zu ordentlichem Schlaf gekommen warst; sonst aber traue dem Wohlbefinden bei zu wenigem Schlafe nicht, es ist nur ein gereizter Zustand und die Natur rächt sich hintenach. Kommt man noch so wohlfeil ab wie ich der ich jezt schlafen muß wie ein Dachs so ist es gut.
Sachanmerkung:
Aber ... als jezt.] Vgl. Brief
3123.
Lieber] lies: Liebe
[Schließen]Aber nun laß Dir zuerst tausendmal danken für Deinen Geburtstag
süße Jette, dafür daß Du Dich so glücklich fühlst,
daß du froh und gern den neuen Lebensweg an meiner
Seite antrittst daß Du mit frommer Lieber meiner zuerst gedacht hast. Und ja wohl sollst Du übers Jahr noch
glüklicher sein als jezt. Ich will zwar nicht sagen daß sich beides gegen
einander verhält wie die Hoffnung und die Wirklichkeit.
Denn ist nicht die Wirklichkeit auch jezt? haben und
genießen wir einander nicht auch jezt? ist nicht jeder ganz
in des andern Leben und Seele eingedrungen? Aber anders ist
es doch noch in unmittelbarer Gegenwart alles mit
einander zu theilen, jeder sich ganz in den
andern zu verlieren; so oft das Herz sich danach sehnt miteinander zu
wirken auf die süßen Kinder der Henriette von Willich aus erster
Ehe [Schließen]
Kinder
, auf alles was uns liebt und in die ganze schöne
Welt hinaus! – Und diese holde
Gegenwart nähert sich immer mehr; nur noch nach Wochen läßt
sich
über den ursprünglichen Text geschriebender
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Zwischenraum sich zählen, und du erlaubst mir zu kommen
sobald ich kann. Das will ich denn auch gewiß thun, und
mich mit allem möglichst sputen.
Henriette Herz, vgl. Brief 3126 und Brief 3123. [Schließen] Von Deinem schönen Zusammensein mit Jette schreibt sie mir auch. Es war eine liebe Vorfeier deines Geburtstages, und hat dich gewiß noch an diesem beglükt und viel schönes eingewebt in die Bilder des künftigen Zustandes mit denen Du dich selbst beschenkt hast. Vgl. Brief 3123. [Schließen]Eine zweite Freundin wie Jette brauchst du auch nicht zu haben, ich möchte fast sagen sollst du nicht haben. Aber um den engsten und schönsten Kreis des Lebens, der wenn Jette erst bei uns ist fast ganz in unserm Hause eingeschlossen sein wird, müssen sich eine Menge immer weitere legen, und also muß es auch einen nächsten nach jenem geben, und den wünschte ich eben daß du bald fändest und wäre begierig ihn zu kennen. Gemeint ist Frau von Zschock, vgl. Brief 3095. [Schließen]Jene interessante Frau soll übrigens gar nicht dazu gehören; wie wenig sie mir im Ernst ist kannst du daraus sehen daß ich sie seitdem nur ein einziges mal erst wieder gesehn habe.
Gemeint ist die Predigt „Über das rechte
Verhältnis des Christen zur Obrigekeit“, vgl. Brief
3126 und Brief
3123. [Schließen]
Du und Jette ihr
schreibt mir beide daß die Predigt aber die
Ungebildeten nicht würden
verstanden haben.
Glaubt ihr denn daß die
Ungebildeten die anderen Predigten die gedruckt
sind verstehn? Du wirst aber
auch fast gar keine Ungebildete in meiner Kirche sehn,
sondern immer eine kleine aber fast durchaus erlesene
Versamlung. Auf der andern Seite aber weiß ich auch daß
einige ganz einfache Bürger die sehr fleißig
kommen mich sehr gut verstehen, und die haben
gewiß auch diese verstanden. Bin ich aber erst ordentlich
an der Kirche dann will ich mir die
Nachmittagspredigten ganz eigentlich für die
Ungebildeten einrichten. Sachanmerkung:
Aber ... und besser.] Vgl. Brief.
Lucindenbriefe] Friedrich Schleiermacher: „Vertraute
Briefe über Friedrich Schlegels Lucinde“ (1800)
Weihnachtsfeier] Friedrich Schleiermacher: „Die
Weihnachtsfeier“ (1806)
[Schließen]Aber liebes Herz wie es in Zukunft mit dem
Schreiben werden wird, das weiß ich nicht. Ich
fürchte fast daß in mehreren Jahren gar nichts zu Stande
komt als was unmittelbar aus meiner akademischen
Thätigkeit hervorgeht
und daß solche kleine Nebenwerke wie die
Lucindenbriefe
und die
Weihnachtsfeier
mir gar nicht wieder abgehn werden.
Indessen vielleicht
sieht mir die Sache auch nur von weitem so
fürchterlich beladen aus und macht sich in der Nähe
weit freier und besser. – Aber nun muß ich Abschied von Dir nehmen
mein süßes Liebchen, nicht um schon zu Bette zu gehn,
sondern um noch ein wenig mit unserer großen Jette zu plaudern.
Schlafe denn recht süß zwischen unsern Kindern und laß dir einen Traum
von mir anküssen.
Donnerstag Ich kann nur noch Abschied nehmen für heute meine herzlich geliebte und dich von Anne (Nanny) Schleiermacher [Schließen] Nannys wegen fragen ob denn das Tuch für Karoline von Mühlenfels [Schließen] Caroline glüklich bei dir angekommen ist. Es ist zwar mit einem Briefe abgegangen von dem ich weiß daß du ihn erhalten hast aber da Du gar nichts davon erwähnt hast ist sie doch zweifelhaft.
Nun das süßeste Lebewohl mein Herz und die innigsten Umarmungen. Sei nur ja recht gesund und laß mich auch bald hören daß Friedchen es ist.
Ewig und ganz
Dein Ernst.Zitierhinweis
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